Korkut unter Druck – Gegen Düsseldorf muss ein Sieg her
Zum Auftakt in Mainz verloren, dann zu Hause von Bayern abgewatscht, nun das Remis in Freiburg – vor dem Heimspiel gegen die Fortuna steht Stuttgart mit nur einem mickrigen Pünktchen da. VfB-Trainer Tayfun Korkut muss sich von Seiten der Fans bereits heftiger Kritik erwehren, sieht die Schwaben aber nicht in der Krise. Beim Aufsteiger aus Düsseldorf herrscht hingegen gute Stimmung. Nach dem verpatzten Heim-Auftakt gegen Augsburg erkämpfte man sich in Leipzig einen respektablen Punkt und besiegte zuletzt gar den Champions-League-Teilnehmer aus Hoffenheim. Gegen die aufmüpfigen Fortunen um Trainer-Dino Friedhelm Funkel braucht Stuttgart am Freitag unbedingt einen Sieg. Ansonsten steht Korkut in der englischen Woche bereits mit dem Rücken zur Wand.
Korkut: „Mario tun die Tore gut“
Stuttgarts Trainer ist bemüht, die Dinge sachlich einzuordnen. „Wir haben ein Heimspiel und wir wollen jedes Heimspiel gewinnen. Den Anspruch haben wir – egal, welcher Gegner und egal, in welcher Situation“, sieht er sein Team und sich trotz des verkorksten Saisonstarts nicht unter besonders hohem Druck. Im Gegenteil – der packende Schlagabtausch am letzten Wochenende soll Mut machen. „Fakt ist, dass wir drei Tore geschossen, viele positive Momente gehabt und einen Punkt aus Freiburg mitgenommen haben“, wischte der 44-Jährige auf der Spieltagskonferenz jegliche Zweifel an der eigenen Leistungsstärke beseite.
„Jetzt freuen wir uns alle auf das Heimspiel und wollen uns den Sieg holen“, versuchte Korkut weiter, das Duell mit Düsseldorf vor allem als Chance darzustellen. Große Hoffnungen setzt man beim ambitionierten VfB einmal mehr in Mario Gomez. Dem 33-Jährigen gelang im Breisgau der 31. Doppelpack seiner Bundesliga-Karriere. „Natürlich tun ihm die Tore gut, aber Mario ist grundsätzlich gut drauf und in bestechender Form“, lobte Korkut seinen routinierten Stürmer. Während Gomez einsatzbereit ist, wird Korkut wie schon gegen Düsseldorf auf Marc Oliver Kempf (Muskelfaserriss) und Borna Sosa (Rückenprobleme) verzichten müssen.
Funkels Plan? – „Eklig sein“
Bei den Spielern von Friedhelm Funkel hat Korkut „im Spiel nach vorne klare Muster“ erkannt, sie seien nicht auf reine Torverhinderung aus, sondern „gehen auch mal vorne drauf.“ Der bereits seit seinem Amtsantritt umstrittene Coach weiß, wie den Fortunen beizukommen ist: „Wir wollen genügend Druck aufbauen, damit wir sie nach hinten drängen und uns Torchancen herausspielen können.“ Von Beginn an dabei mithelfen könnte Chadrac Akolo. Der 23-jährige Kongolese wurde in Freiburg für den enttäuschenden Gonzalo Castro eingewechselt und zeigte eine ordentliche Partie. Daniel Didavi hingegen laboriert weiterhin an Achillessehnen-Problemen, könnte allerdings zumindest auf der Bank sitzen.
Auf Seiten der Düsseldorfer werden erneut Oliver Fink (Achillessehne) und Andre Hoffmann (Gehirnerschütterung) fehlen. Derweil erwartet Funkel in Stuttgart „einen sehr aggressiven Gegner, der uns von Begin an unter Druck setzen wird, der versuchen wird, uns sofort zurückzudrängen.“ Sein Matchplan: „Nach Ballverlusten sofort umschalten, eklig sein, den Gegner in Zweikämpfe verwickeln. Das hat die Mannschaft zuletzt schon sehr gut gemacht.“ Zwar hatte Düsseldorf im vergangenen Spiel großes Glück, dass Hoffenheim Chancenwucher betrieb, doch der nicht unverdiente Sieg war das Ergebnis der hohen Einsatzbereitschaft, die der 64-Jährige von seinem Team immer wieder fordert.
Stürmer-Tore sind Funkel egal
Da nimmt er auch seine noch torlosen Stürmer Marvin Ducksch und Rouven Hennings nicht aus. Treffer erzielen können beide, schließlich wurden sie in ihrer Karriere bereits Torschützenkönig in der 2. Bundesliga. Dennoch ist ihr Trainer weit davon entfernt, sie zu kritisieren. „Ich messe Stürmer nicht an Toren“, nahm er sie vor dem Spiel in Schutz. „Sie haben in der Bundesliga andere Aufgaben und müssen in erster Linie für die Mannschaft arbeiten. Das machen sie vorzüglich“, hob er ihren Wert für das Kollektiv hervor.
Der frühere Offensivmann Funkel spricht dabei aus eigener Erfahrung. „Ich habe mal in einer Saison kein einziges Tor erzielt, aber mein damaliger Trainer hat mich immer spielen lassen, weil er meine Lauf- und Einsatzbereitschaft höher bewertet hat. Das habe ich übernommen“, erklärt er seine Herangehensweise. Und Funkel weiß genau: „Unsere Spielweise ist sehr kraftraubend.“ In Anbetracht der englischen Woche sei daher auch „Rotation in den nächsten Spielen auf jeden Fall ein Thema.“
Reschke: „Könnte Unruhe geben“
Friedhelm Funkel sitzt bei Fortuna Düsseldorf fest im Sattel. Nach vier Punkten aus den ersten drei Spielen kommt bei ihm derzeit niemand auf den Gedanken, an seinem Stuhl zu sägen. Ganz anders gestaltet sich das bei seinem Stuttgarter Amtskollegen. Ob er es nun nicht zugeben oder verständlicherweise nicht an sich heranlassen will: Tayfun Korkut steht vor der heutigen Partie gehörig unter Druck. Sein Vorgesetzter Michael Reschke spricht das aus, was ohnehin viele wissen.
„Ich glaube, dass es Unruhe geben könnte, wenn wir gegen Düsseldorf verlieren“, gab der Sportvorstand des VfB Stuttgart am Mittwoch gegenüber der „Deutschen Presse-Agentur“ zu. Im Gegensatz zu seinem Trainer beschreibt er daher das Aufeinandertreffen mit der Fortuna zurecht als „ein extrem wichtiges Spiel.“ In Stuttgart verhält sich das anspruchsvolle Vereinsumfeld aktuell verhältnismäßig ruhig – nur wie lange noch?
Voraussichtliche Aufstellungen:
Stuttgart: Zieler – Beck, Baumgartl, Pavard, Insua – Ascacibar, Aogo – Akolo, Gentner – Gonzalez – Gomez
Düsseldorf: Rensing – Ayhan, Bodzek, Kaminski – J. Zimmer, Gießelmann – M. Zimmermann, Sobottka, Morales – Ducksch, Hennings
Fakten zum Spiel:
- Anstoß: Freitag, den 21.09.2018, um 20:30 Uhr
- Stadion: Mercedes-Benz-Arena, Stuttgart
- Schiedsrichterteam: Robert Hartmann (SR), Christian Leicher (SR-A. 1), Marco Achmüller (SR-A. 2), Timo Gerach (4. Offizieller), Benjamin Cortus (VA), Christof Günsch (VA-A)
- Bilanz gegeneinander: 21 – 10 – 15 bei 101:73 Toren
- Bilanz gegeneinander bei Heimspiel Stuttgart: 14 – 7 – 2 bei 63:24 Toren