Bevor die großen Finals der nationalen und internationalen Turniere die Medien beherrschen geht es am Donnerstag und Montag um den 18. Teilnehmer der Bundesligasaison 2019/20. In der Relegation wird sich zeigen, ob die Berliner Hauptstadt im nächsten Jahr zwei Teams ins Oberhaus schickt oder der VfB Stuttgart eine zutiefst enttäuschende Saison mehr oder weniger brenzlig beendet. Zunächst empfangen die Schwaben Union Berlin in der Mercedes-Benz-Arena.
Trainer Nico Willig kann am Donnerstag auf alle Spieler zurückgreifen. Die zuletzt angeschlagenen Eric Tommy und Steven Zuber konnten mittrainieren und sind für das Duell mit den Berlinern fit. Offen bleibt an mancher Stelle die personelle Besetzung der Startelf. Zu den Chancen von Stürmer Mario Gomez sagte Willig: „Was Mario Gomez innerhalb des Strafraums zu leisten imstande ist, spricht schlicht und einfach für ihn.“ Eine Option scheint Gomez für den Trainer also zu sein. Die emotionale und motivierende Stütze, die Gomez in den schwachen Auftritten der Stuttgarter für das Team war, überragte bei weitem seine spielerischen Leistungen.
Union-Trainer Urs Fischer gab auf der Pressekonferenz zu Protokoll, dass Mittelfeldspieler Eroll Zejnullahu und Defensivmann Fabian Schönheim verletzt fehlen werden. Zudem wird die Stammkraft Florian Hübner gelbgesperrt in der Innenverteidigung fehlen. Wer ihn ersetzt lies Fischer offen. In Stuttgart ohne den Dauerbrenner aufzulaufen ist ein klares Manko für die Berliner. Auch bleibt abzuwarten, ob Fischer die gewohnt offensive Ausrichtung im 4:1:3:2 gegen den Erstligisten ins Feld schickt.
VfB Stuttgart: Zieler – Insua, Kempf, Kabak, Pavard – Castro, Aogo – Zuber, Didavi, Esswein – Gomez
Union Berlin: Gikiewicz – Reichel, Parensen, Friedrich, Trimmel – Schmiedebach – Prömel, Zulj, Ryerson – Abdullahi, Andersson
Besonders für den zukünftigen Bayern-Spieler Benajmin Pavard dürfte die derzeitige Situation äußerst surreal sein. Im Sommer Weltmeister mit Frankreich, im Mai Relegation mit Stuttgart und anschließend wartet europäische Spitzenklasse mit dem FC Bayern. Doch auch für alle anderen Akteure war die Bundesligasaison mehr als enttäuschend. Zuletzt schien durch Trainer Nico Willig frischer Wind in das erlahmte Spiel der Schwaben gekommen zu sein. Doch auch das 0:0 gegen Schalke 04 am letzten Spieltag bewies, warum Stuttgart in diese Relegation geraten ist. Klar ist: In der Form der 6:0-Pleite gegen den FC Augsburg wäre Union Berlin Stuttgart offensiv weit überlegen. Der VfB zeigte zuletzt zwei Gesichter. Gegen den ambitionierten Aufstiegskandidaten aus der Hauptstadt müssen sie die Leistungen vom 3:0 Sieg gegen Wolfsburg her oder die niederschmetternde Saison der Stuttgarter findet einen noch herberen Dämpfer im Hinspiel der Relegation.
Der Relegationsplatz der 2. Liga erschien in dieser Saison vielen als die einzige Chance auf die Bundesliga hinter dem HSV und dem 1. FC Köln. Hart umkämpft war der Aufstieg. Allerdings zuletzt von Union und Konkurrent SC Paderborn im Rennen um Platz Zwei. Im letzten Saisonspiel fehlte den Berlinern gegen den VfL Bochum nur ein Tor um den direkten Aufstieg zu sichern. Doch gegen mittelmäßige Bochumer reichte es lediglich zum 2:2. Immerhin holten die Berliner einen Punkt nach einem 2:0-Rückstand und bewiesen, warum sie zurecht um die Teilnahme am Oberhaus spielen. Union zeigte diese Saison neben attraktivem Offensivfußball eisernen Willen. Weit mehr als Kiel, Heidenheim oder dem HSV zeigten sie Konstanz und Bereitschaft. Kein Team kassierte weniger Tore als die Berliner. Gerade die Unberechenbarkeit, die starken Offensivspieler und die disziplinierte Defensive können die Stuttgarter vor Probleme stellen.
Traditionsgemäß geht der aktuelle Erstligist als Favorit in die Relegation. Doch dieser ist anhand seiner letzten Spiele unheimlich schwer einzuschätzen. Die Stuttgarter wandelten zwischen genialem Kombinationsfußball mit defensiver Übermacht und katastrophalem Versagen auf ganzer Linie ständig hin und her. Wichtig für die Schwaben ist das Leistungshoch von Daniel Didavi und Gonzalo Castro. Viele hofften auf die Einkäufe aus Wolfsburg und Dortmund und wurden ein ums andere Mal enttäuscht. Union agiert als funktionierendes Team und greift auf eine schnelle Offensive zurück. Vieles mag von der Stuttgarter Form abhängen, doch die Berliner wollen sich den Schwaben nicht unterordnen. Personell und vor allem spielerisch haben sie dazu auch allen Grund. Wie so oft könnte der eiserne Wille die Relegation entscheiden. Ein Sieg oder Unentschieden im Hinspiel würde den Berlinern mehr in die Karten spielen. Ihre Mentalität und Ihre Fans tragen die Fischer-Mannschaft ebenso wie der teils top besetzte Stuttgarter Kader die Schwaben trägt.
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