Im Trainingslager des VfL Bochum nahm sich Trainer Robin Dutt Zeit für ein Interview mit dem Onlineportalen „Spox“ und „Goal“. Dabei holt der Übungsleiter des Zweitligisten vor allem gegen die gehäuften Trainerentlassungen und Konzeptlosigkeit vieler Klubs aus.
Mit einer 1:3-Niederlage startete der VfL Bochum in die neue Zweitliga-Saison. Am ersten Spieltag mussten man sich dem SSV Jahn Regensburg geschlagen geben. Dass Dutt in der Saison 19/20 weiterhin als VfL-Trainer tätig ist, war nicht garantiert. Vor allem, weil in der vergangenen Spielzeit die Führungsetagen der Klubs Nerven zeigten. Sage und schreibe 20 Trainer mussten während der laufenden Saison ihren Hut nehmen.
Für Robin Dutt ist das ein verheerendes Zeichen. „So lässt die Qualität im Fußball nach“, erklärt der Trainer. Aus seiner Sicht werden Trainer als Spielball missbraucht, statt die Möglichkeit zu bekommen, ein Team zu entwickeln und sie „technisch-taktisch kontinuierlich weiterzubringen“. Auf diese Chance hofft der 64-Jährige bei dem West-Klub. Erst seit Februar 2018 ist er im Amt.
Besonders alarmierend bezeichnet Dutt zudem das blinde Folgen von Trends. Dabei bezieht er sich auf das Beispiel Frankreich. Die Franzosen wurden 2018 mit einem niedrigen Ballbesitz-Anteil Fußball-Weltmeister. Die Konsequenz daraus, mit weniger Ballbesitz zu agieren, erschließt sich für Dutt nicht. „Ballbesitzfußball kann nie out sein, denn es geht im Fußball immer um den Ball. Ich kann diskutieren, wie schnell der Ballbesitz sein muss, gerade wenn der Gegner ungeordnet ist oder wie schnell ich nach der Balleroberung umschalten soll.“ An diesem Punkt fehlt das Konzept und der klare Plan.
Der VfL will in dieser Saison selber mit schnellem Umschaltspiel die Unsortiertheit des Gegners ausnutzen. Beim Auftakt in Regensburg fehlte allerdings die Abstimmung in den Aktionen der Spieler. Für „seinen“ VfL hat der Trainer auch so einen ganz klaren Plan, um nicht im Haifischbecken unterzugehen. Wichtig für Klubs solcher Größe sei es, das Potenzial des Vereins zu nutzen. „Die eigene Jugend, die eigene Entwicklung und die eigene Idee müssen im Vordergrund stehen“, sagt Dutt. Als passend sieht er das Beispiel Freiburg. Nur andere Klubs „wollen das Freiburger Ergebnis. Sie wollen aber nicht den Weg gehen.“
Kritik übt der 54-Jährige auch an Bundesligist RB Leipzig. „In diesem System gibt es eine Spielidee, die für die Profis gut, aber aus meiner Sicht gefährlich für die Ausbildung ist.“ Damit beschreibt Dutt den Fakt, dass aus der eigenen Jugendarbeit des Ost-Klubs noch kein Spieler zum Profi wurde. Viel mehr setze der Klub auf sein hervorragendes Scouting. Aber Dutt spricht auch selbstkritisch über seine Zeit in der Bundesliga. Sein Engagement in Leverkusen sieht er als teilweise Eigenverschulden an. „Nach und nach flog mir so aber das ganze Ding um die Ohren“, beschreibt er den Umgang mit den Stars, der ihm schwerfiel.
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