Hoffenheim wird Herbstmeister, Wolfsburg gewinnt die Deutsche Meisterschaft und das Sturmduo Grafite/Džeko stellt einen neuen Torrekord auf. Wer vor der Bundesligasaison 2008/09 auf all das gewettet hätte, wäre ein Jahr später wohl ein reicher Mensch gewesen. Auch in der Winterpause sah wohl noch niemand kommen, dass die Wolfsburger, allen voran ihr bosnisch-brasilianisches Traumduo, in der Rückrunde den Rest der Liga überrollen würden.
Als Felix Magath im Juni 2007 Trainer und zugleich Sportdirektor beim VfL Wolfsburg wurde, war klar: Die Niedersachsen würden einen kompletten strukturellen, aber auch personellen Umbruch erleben. Alleine in seiner ersten Saison verließen 19 Spieler den VfL und im Gegenzug verpflichtete Magath 17 Neuzugänge. Zwei davon waren Grafite und Edin Džeko.
Grafit, Grafité, Grafitsch? Die Unaussprechbarkeit des brasilianischen Namens stand sinnbildlich für das Mysterium um den damals 28-Jährigen. Für die seinerzeit stolze Summe von 7,5 Millionen Euro wechselte Grafite vom französischen Erstligisten FC Le Mans nach Wolfsburg. Zwölf Tore hatte er in der abgelaufenen Saison in der Ligue 1 erzielt. Magath sah mehr in dem weitestgehend unbekannten Brasilianer und sollte recht behalten.
Dasselbe gilt für Edin Džeko. Mit einer deutlich schwächeren Empfehlung von nur acht Toren in der tschechischen ersten Liga kam der Bosnier für eine Ablöse von vier Millionen Euro zum VfL. Der damals 21-Jährige war wohl nur den Fans der tschechischen Liga und einigen wenigen Scouts ein Begriff. Wie sich herausstellen sollte, bewies Magath auch hier ein feines Gespür. Džeko wird noch heute als einer der konstantesten Stürmer Europas gesehen.
Vielleicht half es dem Stürmerduo, dass sie zuvor in ihrer Karriere weitestgehend unter dem Radar geflogen sind. So auch in ihrer ersten Bundesligaspielzeit. Von Platz 15 aus der Vorsaison gekommen, spielten die Wolfsburger schon 2007/08 eine sehr stabile Bundesligasaison. Am Ende reichte es sogar für die erste UEFA-Cup-Qualifikation seit neun Jahren. Magath hatte sich nach seinem Belieben ein Team geformt, das konkurrenzfähig war. Seine Eckpfeiler Džeko und Grafite harmonierten auf Anhieb und waren mit 19 Toren und 13 Assists gemeinsam an 32 Toren der Wölfe beteiligt. Dass das noch lange nicht das Ende sein sollte, zeigte sich dann in der darauffolgenden Spielzeit.
Mit neun Punkten Rückstand auf Überraschungs-Herbstmeister Hoffenheim schien die zweite Wolfsburger Saison unter Magath zunächst nur so dahinzuplätschern. Grafite und Džeko hatten zwar schon 16 Toren erzielt, nur drei weniger als in der kompletten Vorsaison, dennoch sorgten die Niedersachsen für keine großen Aufreger. Doch dann starteten sie eine furiose Serie zu Beginn der Rückrunde. Elf Spiele, zehn Siege und keine Niederlage. Dass diese Wolfsburger es ernst meinten, wurde jedem spätestens am 26. Spieltag bewusst, als sie den Vorjahresmeister Bayern München mit 5:1 aus der heimischen Volkswagen Arena schossen. Die Hauptprotagonisten damals, wie sollte es anders sein: Grafite und Edin Džeko. Mit jeweils zwei Toren eroberten die beiden mit ihrem Team die erstmalige Tabellenführung, die sie bis zum Schluss nicht mehr hergeben sollten. Das Hackentor zum abschließenden 5:1 von Grafite wurde später sogar zum Tor des Jahres gewählt.
38 Tore schoss das bosnisch-brasilianische Traumduo in der Rückrunde 2008/09. Nur in einem einzigen Spiel erzielte keiner der beiden Wunderstürmer ein Tor. So kam es dazu, dass die beiden vor dem 34. Spieltag nur noch zwei Tore vom Rekord der beiden Bayernikonen Uli Hoeneß und Gerd Müller entfernt waren. Diese hatten in der Saison 1972/73 zusammen 53 Tore erzielt und damit einen Rekord für ein Sturmduo aufgestellt. So galt das Heimspiel am 34. Spieltag gegen den SV Werder Bremen nicht nur dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft, sondern auch der Einstellung beziehungsweise Neuaufstellung dieses Uraltrekordes.
Am Ende kam es, wie es kommen musste. Wolfsburg gewann das Spiel mit 5:1, die Torschützen lauteten Zvjezdan Misimović, Sebastian Prödl mit einem Eigentor und selbstverständlich einmal Edin Džeko und Grafite mit einem Doppelpack. 54 Tore in einer Saison, der Rekord war geknackt. Zusätzlich sicherte sich Grafite mit 28 Toren die Torjägerkrone, dicht gefolgt von Džeko mit 26 Torerfolgen. Der Bosnier wurde im darauffolgenden Jahr dann Torschützenkönig. Erstmalig in der Bundesligageschichte wurden zwei verschiedene Spieler von einem Verein nacheinander Toptorjäger.
An ihre phänomenale Saison 2008/09 konnte das Stürmerpaar in der Folge nicht mehr wirklich anknüpfen. Vor allem Grafite schien den Höhepunkt seiner Karriere erreicht zu haben, um danach langsam sukzessive mit seinen Leistungen abzubauen. Dennoch spielten beide noch bis 2011 im Verein. Džeko entwickelte sich zu einem viel gefragten Topstürmer und wechselte schließlich im Januar 2011 für 37 Millionen Euro zu Manchester City.
Grafite schloss sich rund ein halbes Jahr später Al-Ahli, einem Verein aus den Vereinigten Arabischen Emiraten an und ließ seine Karriere danach nur noch ausklingen. Bis Januar diesen Jahres steuerte er noch verschiedene Stationen in seinem Heimatland Brasilien an, ehe er seine Karriere im Alter von 39 Jahren endgültig beendete.
Džeko spielt weiterhin auf europäischem Topniveau. Mit dem AS Rom hat er gerade die Gruppenphase der Champions League überstanden. Im Achtelfinale könnte er nun auf seinen Ex-Verein Manchester City treffen, bei dem er nie so wirklich glücklich geworden ist. Vielleicht aufgrund der hohen Erwartungen an einen knapp 40-Millionen-Euro-Transfer. In Rom spielt er seit August 2015, zunächst nur per Leihe, aber seit Juli 2016 fest verpflichtet. In 155 Spielen erzielte er für 80 Tore für die Römer und bereitete weitere 32 Treffer vor. Bessere Quoten hatte er nur in Wolfsburg aufgelegt, wo er in 142 Spielen an herausragenden 120 Toren beteiligt war.
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