Dass Niko Kovac beim VfL Wolfsburg nicht komplett unumstritten ist, das wird inzwischen jedem klar sein. Allerdings überraschte der Wolfsburger Trainer erneut mit äußerst brisanten Aussagen nach der 0:2 Niederlage der Wölfe bei Union Berlin. Zum Teil erinnern diese Aussagen an die „200kmh-Aussage“, die der Kroate kurz vor seiner Entlassung beim FC Bayern München tätigte.
Eigentlich unterscheiden sich die Aussagen von Niko Kovac kaum von denen, die ein jeder Trainer, dessen Mannschaft tief im Abstiegskampf steckt, tätigt. Es wird von „Leidenschaft, Kameradschaft und Mentalität“ geredet. Doch was bei Kovac den Unterschied macht, ist die unglaubliche Distanz, die er mit diesen Aussagen zu seiner Mannschaft aufbaut. „Fußball ist nicht nur Hacke, Spitze, eins, zwei, drei.“ Das macht nicht nur zwei Euro ins Phrasenschwein, sondern auch eine neue Baustelle auf. Denn kurz vor dem 0:1 der Unioner ist es Luca Waldschmidt, der den Ball nach einem versuchten Hackenpass verliert. Man muss kein Sprachanalyst sein, um zu verstehen, dass diese Aussage quasi direkt auf den ehemaligen Freiburger umgemünzt werden kann.
Solche Aussagen sind es im Endeffekt, die Kovac mehr und mehr in die Bredouille bringen. Bereits seine recht offensiv kommunizierten Differenzen zu Max Kruse hat Kovac alles andere als gut moderiert. Das in Kombination mit seiner Historie von Aussagen, die ihn des Öfteren in ein schlechtes Licht gerückt haben, wie beispielsweise die „Stand-jetzt-Aussage“ kurz vor seinem Abgang bei Eintracht Frankfurt oder die „200kmh-Aussage“, die er beim FC Bayern München tätigte. Öffentliches Anzählen seiner eigenen Mannschaft hat in der Historie der Bundesliga selten bis gar nicht etwas genutzt. Kovac würde gut beraten sein, wenn er in Zukunft die Fehler bei sich sucht und verzichtet eine sowieso bis in die Grundfeste verunsicherte Mannschaft noch weiter zu kritisieren.
Ob die kommende Länderspielpause von Kovac nun effektiv genutzt werden kann, ist eine andere Frage. Denn aktuell sieht es noch so aus, als ob Kovac die Länderspielpause jetzt nutzen darf, um sich mit seinem Team auseinanderzusetzen und neue Impulse für ein besseres Abschneiden in der Liga zu bringen. Denn das ist bitternötig. Die Mannschaft aus der Autostadt steht aktuell bei fünf Punkten aus sieben Spielen. Platz 17 ist die traurige Realität für den VfL. Die eigentlich von Kovac so hoch gepriesene Defensive ist heillos überfordert. Zwölf Gegentore machen insgesamt 1,71 im Schnitt pro Spiel. Nur Frankfurt und Bochum haben mehr. Beide kamen beim FC Bayern unter die Räder.
Für Kovac ist es jetzt wichtig, die von ihm so oft genannten Basics endlich zu etablieren. Defensive Stabilität ist beim VfL möglich. Denn die Mannschaft hat sich grundlegend kaum geändert von der Mannschaft, die damals den Einzug in die Champions League perfekt machte. Stürmer Wout Weghorst wurde inzwischen von Nmecha ersetzt. Allerdings ist dieser noch einer der wenigen Spieler, die weiterhin bei den Wolfsburgern alles geben. Drei Tore und eine Vorlage. Nmecha war an fast jedem der fünf Tore von Wolfsburg beteiligt. Eigentlich hat der VfL alle Mittel, um sich selbst aus dem Keller zu holen. Schafft Niko Kovac es, diese Kräfte bei den Wölfen zu wecken oder muss er wie einst in München und Monaco seine Koffer frühzeitig packen?
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