Der VfL Wolfsburg ist neben Bayer Leverkusen das Team der Stunde in der Bundesliga. Seit nunmehr elf Spielen in Folge sind sie ungeschlagen und können heute Abend gegen Bayern München einen neuen Vereinsrekord aufstellen. Mit mindestens einem Unentschieden gegen den amtierenden Meister würde Oliver Glasners Team den Rekord des Wolfsburger Meisterteams unter Felix Magath von vor mehr als zehn Jahren übertreffen – dem belasteten Verhältnis zu Club-Boss Jörg Schmadtke zum Trotz.
Ob der Rekord gelingt, ist angesichts des hochkarätigen Gegners eher Nebensache. Die derzeitige Tabellensituation spricht so oder so eine deutliche Sprache – und das trotz der ungünstigen Vorzeichen, die den VfL während des Saisonstarts begleiteten. Glasner hatte gegenüber den Medien zum wiederholten Male bemängelt, dass sein Wunsch nach einem neuen Offensivspieler nicht erhört wurde. Schmadtke konterte öffentlich – und sprach von einem „Phantasialand“, in dem sich die Pläne seines Trainers befinden.
Was klar wurde: In Wolfsburg ziehen Trainer und Sport-Geschäftsführer nicht am selben Strang. Noch letzte Woche musste sich der österreichische Coach in einem Interview der SportBild rechtfertigen, dass er nicht an einen vorzeitigen Rückzug als Cheftrainer denke. „Ich möchte klar festhalten, dass ich kein Heimweh habe. Die Aufgabe beim VfL Wolfsburg reizt mich wie am ersten Tag.“ Das Verhältnis zu seinem Vorgesetzten beschrieb Glasner, dessen Vertrag 2022 ausläuft, schmallippig als „professionell“.
Der öffentliche Disput steht nun wie ein Elefant im Raum. Durch den sportlichen Höhenflug jedoch ist Schmadtke gezwungen, ihn durch die Tür wieder hinaus zu kriegen. Die Position seines Erfolgstrainers wird mit jedem Sieg unantastbarer – zumal sich die Geschichte wiederholt. Auch Glasners Vorgänger Bruno Labbadia, derzeit bei Hertha BSC Berlin angestellt, scheiterte an seiner persönlichen Beziehung zu Schmadtke. Obwohl er alle sportlichen Zielen erreichen konnte, wurde zu Saisonende 2018/19 sein Vertrag nicht verlängert.
Damit der VfL nicht noch einmal einen erfolgreichen Übungsleiter verliert, ist vor allem Sportdirektor und Ex-Spieler Marcel Schäfer gefordert. Dieser gilt als Streitschlichter zwischen den Kontrahenten. Das Team könnte ihm dabei mit einem guten Spiel beim Rekordmeister unter die Arme greifen. Denn mit einem Rekord im Rücken lässt sich das getrübte Verhältnis zwischen Boss Schmadtke und Coach Glasner sicherlich einfacher wieder erhellen.
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