Nationalmannschaft

Bundestrainer-Suche: Welche Richtung möchte der DFB einschlagen?

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Seit Sonntagabend ist klar: Hansi Flick wird die deutsche Nationalmannschaft nicht zur EM 2024 führen. Während alle seine Vorgänger freiwillig ihren Hut genommen hatten, wurde der 58-Jährig als erster Bundestrainer von seinen Aufgaben entbunden. Flick hatte bis zuletzt an eine Kehrtwende unter ihm geglaubt und nach dem Spiel gegen Japan gesagt: „Ich finde, wir machen das gut und ich bin der richtige Trainer“. Beim heutigen Spiel gegen Frankreich sitzt Rudi Völler auf der deutschen Trainerbank, eine langfristige Option ist der Weltmeister von 1990 jedoch nicht.

Das bestätigte Völler bei einer Pressekonferenz am Montagabend. Der ehemalige Stürmer fühle sich zwar in der Pflicht auszuhelfen, „aber natürlich ist das für mich eine einmalige Sache“. Das sei auch so mit den DFB-Präsidenten Bernd Neuendorf und Hans-Joachim Watzke abgesprochen worden. Einen neuen Bundestrainer wollen die Drei spätestens bis Mitte Oktober finden, damit der neue Übungsleiter die Mannschaft auf die USA-Reise begleitet. Derzeit sind mehrere Trainernamen im Umlauf, die im Folgenden diskutiert werden sollen.

Folgt Nagelsmann erneut auf Flick?

Der wohl am heißesten gehandelte Kandidat auf die Flick-Nachfolge ist Ex-Bayern-Coach Julian Nagelsmann. Der im März entlassene Taktikfuchs kennt einige Nationalspieler bereits aus seiner Zeit als Vereinstrainer und pflegt ein gutes Verhältnis zu Führungsspielern wie Kimmich oder Goretzka. Noch ist der 36-Jährige allerdings auf der Gehaltsliste der Münchner. Die würden gerne sein üppiges Gehalt von rund acht Millionen pro Jahr einsparen. Fraglich ist nur, ob Nagelsmann seine Zukunft bei einem Verband sieht oder lieber auf Angebote von ambitionierten Vereinen wartet.

Prinzipiell gilt Nagelsmann als ein Trainer mit Weitsicht, der seine Mannschaft langfristig besser machen will. Bei Bayern München wollte er unter anderem die Dreierkette etablieren, um tiefstehende Gegner besser zu bespielen. Eine strategische Herangehensweise an eine Situation, in der sich auch das DFB-Team häufig befindet. Beim deutschen Rekordmeister wollte Nagelsmann mit seiner Systemumstellung eine Ära prägen, ähnlich wie 2009 Louis van Gaal. Ein Name, der in den vergangenen Tagen immer häufiger fällt.

Unterschiedlicher geht nicht

Der 72-jährige Niederländer unterscheidet sich nicht nur aufgrund seines fortgeschrittenen Alters und seiner Nationalität von Julian Nagelsmann. Van Gaal steht für einen autoritären Führungsstil, der Disziplin und Respekt von den Spielern einfordert. Auch bei der taktischen Ausrichtung seiner Teams tickt der „Tulpengeneral“ anders als andere Übungsleiter. Das zeigte sich besonders bei seinen zwei Amtszeiten als Bondscoach der Niederlande.

Bei beiden großen Turnieren, die er als Trainer verantwortete, legte Van Gaal seinen Fokus auf die Defensive, statt auf die Offensive. Das brachte ihm in seiner Heimat viel Kritik ein, der Erfolg gab ihm letztendlich aber recht. Im letzten Jahr erreichte „Oranje“ unter seiner Führung das WM-Viertelfinale, 2014 sogar das Halbfinale. Beides Mal unterlag man trotz Außenseiterrolle erdenklich knapp den Argentiniern im Elfmeterschießen.

Im Gegensatz zu Julian Nagelsmann ist Van Gaal zurzeit vertraglos, was eine Verpflichtung vereinfachen könnte. Von Sky auf die Gerüchte um seine Person angesprochen, gab sich der 72-Jährige ausnahmsweise bescheiden. „Ich fühle mich geehrt, dass ich als einer der Kandidaten genannt werde. Aber es wurde noch nie ein Ausländer für den Posten des Bundestrainers in Deutschland ausgewählt“. Nach Abneigung klingt das nicht…

Bleibt der DFB seinem Muster treu?

Sowohl Nagelsmann als auch Van Gaal würden jedoch nicht in das typische Profil des DFBs passen. In der Vergangenheit gab es noch nie einen Bundestrainer, der zuvor kein (Co-)Trainer oder Spieler für den deutschen Verband war. Jemand, der genau in dieses Muster passen würde, wäre Stefan Kuntz. Der Europameister von 1996 war bereits einer der Kandidaten für die Nachfolge von Joachim Löw. Als der DFB sich für Flick entschied und eine Beförderung für Kuntz in weite Ferne rückte, entschied dieser sich weiterzuziehen.

Im September 2021 wurde der ehemalige U21-Trainer als neuer Trainer der türkischen Nationalmannschaft vorgestellt. Mit seiner Mannschaft ist der 60-Jährige aktuell auf einem guten Weg, sich für die EM 2024 zu qualifizieren. Obwohl die Ergebnisse in Ordnung sind, bekommt Kuntz von der türkischen Presse jedoch viel Kritik. Bereits vor dem heutigen Freundschaftsspiel gegen Japan, das die Asiaten mit 4:2 für sich entschieden, gab es mehrere Rücktrittsforderungen seitens türkischer Fans. Sollte Kuntz (genau wie Hansi Flick) nach der Niederlage gegen Japan von seinen Aufgaben entbunden werden, wäre eine Rückkehr zum DFB durchaus denkbar.

Glasner und Magath mit Außenseiterchancen

Eher Außenseiterchancen werden Oliver Glasner (49) und Felix Magath (70) eingeräumt. Der als „Quälix“ bekanntgewordene Magath hatte bereits gestern öffentlich seine Bereitschaft verkündigt. „Meiner Meinung nach brauchen wir jetzt dringend jemanden, der diese völlig verunsicherte Mannschaft, die gar nicht mehr in der Lage ist, an ihr Leistungsvermögen heranzukommen, wieder zusammenfügt“, so der Europameister von 1980. „Und ich denke, dass ich in der Lage bin, verunsicherte Mannschaften wieder aufzurichten und ihnen so viel Vertrauen zu geben, dass sie wieder sehr gute Leistungen bringen.“

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