Vor dem morgigen Abflug nach Russland gab der Weltmeistertrainer von 2018, Joachim Löw, ein umfangreiches Interview mit dem „kicker“ über eigene Pläne, schwierige Entscheidungen und den Status quo.
Die WM-Euphorie war nach den zwei letzten Länderspielen gegen Österreich (1:2) und Saudi Arabien (2:1) bei den deutschen Fans etwas getrübt. Gegen Österreich habe sein Team viele Fehler in den Details gemacht. Löw resümiert dazu überraschend ehrlich: „Und wenn wir Details nicht ernst nehmen, sind wir auch eben nur ein durchschnittliches Team“.
Vor dem Spiel am kommenden Sonntag gegen Mexiko verriet Löw jedoch voller Zuversicht, warum die deutsche Mannschaft auf den Punkt fit sein wird: ,,Ja. Ich bin sicher, wir werden körperlich in einer guten Verfassung sein. Man hat in den letzten Tagen des Trainingslagers förmlich gespürt, dass es da Verbesserungen gab im Vergleich zum Österreich-Spiel. Aber wir werden die Tage in Russland sicher auch noch brauchen, um an Details zu arbeiten. Dann bin ich überzeugt davon, dass wir gut vorbereitet für das Turnier sind“.
Zu den traditionell eher schwächeren Testspielen vor großen Turnieren konstatiert Löw: ,,Ergebnisse in Testspielen sind für mich ja ein eigenes Kapitel. Ich nehme es bewusst auf mich, dass es in Testspielen nicht zwangsläufig um das Ergebnis geht, beispielsweise durch viele Wechsel gegen Brasilien und Österreich. Da schaue ich vor allem drauf, wie wir agieren und Vorgaben umsetzen“.
Gutes Gefühl, Teamgeist und die perfekte Stimmung im ,,Campo Bahia“ waren 2014 ein Grundstein für den späteren Erfolg. Auf die entscheidende Fragel, wie man in einem Weltmeister-Team den nötigen ,,Erfolgshunger“ weckt, hat der DFB-Cheftrainer klare Vorstellungen. ,,Der Teamgeist kann sich nur zum Teil in der Vorbereitung entwickeln, vor allem geschieht das dann über das Turnier hinweg. Man braucht eine Mannschaft, Kommunikation und Führungspersönlichkeiten, die das große Ganze im Auge behalten. Das haben wir.“
Die ,,Wertschätzung in der Gruppe“ sowie ein ,,Zugehörigkeitsgefühl“ für die Spieler, die nicht von Anfang an spielen, seien von besonderer Bedeutung. Laut Löw müssen jene Spieler wissen, ,,dass sie im Lauf des Turniers benötigt werden“. Ein gutes Beispiel dafür ist sicherlich Christoph Kramer. ,,Er war wirklich der Letzte, der 2014 spät in der Nacht in den Brasilien-Kader gerückt war und dann im Endspiel auf dem Platz stand. Daran können sich die Spieler orientieren“.
Laut Jogi Löw seien beide Gespräche nicht einfach gewesen. Im Trainingslager in Südtirol fanden mehrere Gespräche mit Marc-André ter Stegen statt. Dabei ging es laut Löw darum: ,,Generelle Wertschätzung“ für die außergewöhnlichen Leistungen beim FC Barcelona und beim Confed-Cup auszudrücken. Er sprach mit Torwarttrainer Andreas Köpke großes Lob darüber aus, wie ,,loyal“ der 27-jährige Stammspieler des FC Barcelona sei. Sie hätten keine Zweifel gehabt im Falle von einem Ausfall von Manuel Neuer – ihm zu vertrauen.
Über den überraschend stark aufspielenden Neuer sagt Löw: „Ich gebe zu, dass auch wir zu Beginn nicht wussten, wie er eine solche lange Pause wegstecken kann. Nach achtmonatiger Pause und mit einem sehr guten Marc-André ter Stegen wäre da auch eine andere Entscheidung nicht ganz abwegig gewesen.“ Spieler und Beobachter waren von der Form und Präsenz von Neuer überrascht. Für den Bundestrainer sei klar gewesen, dass es einen Wert hat, ihm diese Chance zu geben.
Das Gespräch mit Leroy Sané beschreibt Löw als „etwas länger“. Trotz großer Enttäuschung hätte der Spieler allerdings sehr vorbildlich reagiert und habe: „Eine gute Reaktion“ gezeigt. Sané soll ab September wieder Teil des Teams sein, schließlich habe er ein „unglaubliches Potenzial“.
Es sei gut, dass sein Team gleich zu Beginn voll gefordert ist. Die Analyse des ersten Gruppengegners fällt dazu präzise aus: „Wenn man sie über Jahre beobachtet, haben sie immer viel Herzblut und Leidenschaft gezeigt, sind aber auch technisch sehr beschlagen und verstehen es, taktisch clever zu sein und modern zu spielen. Es sei ein Vorteil direkt zu Beginn gegen einen starken Gegner zu spielen, schließlich sei man 2014 schon gegen Portugal gut ins Turnier gestartet.
Über seinen Turnierplan verriet Löw, dass er flexibler geworden sei. „Den Masterplan gibt es immer noch, man sollte den roten Faden behalten. Aber ich habe aus anderen Turnieren gelernt, auf verschiedene Situationen während eines Turniers oder auch in der Vorbereitung zu reagieren.“
Morgen wird der amtierende Weltmeister von Frankfurt aus zur Fußball-Weltmeisterschaft nach Russland fliegen. Der DFB Tross bezieht sein Lager in Watutinki, einem Außenbezirk südwestlich von Moskau. Von dort aus will man die Mission „Titelverteidigung 2018“ angehen.
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