Nationalmannschaft

Keine Struktur, keine Intensität: DFB-Team taumelt weiter Richtung EM

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3:3 gegen die Ukraine, 0:1 gegen Polen, 0:2 gegen Kolumbien: Der letzte Länderspielzyklus vor der Sommerpause verlief für das DFB-Team mehr als enttäuschend. Sowohl die Ergebnisse als auch die gezeigten Leistungen machen im Hinblick auf die Europameisterschaft im kommenden Jahr wenig Mut. Die Schwächen sind offensichtlich: Im Offensivspiel fehlt die Struktur. In der Defensive führen teils haarsträubende individuelle Fehler zu Gegentoren.

Viel individuelle Qualität, wenig Ertrag

Experten sowie Spieler wurden zuletzt nicht müde zu betonen, dass viele Spieler im Kader über eine hohe individuelle Qualität verfügen. Dass diese allein aber keine Garantie für Erfolg ist, zeigte sich nicht erst in den zurückliegenden Partien. Bundestrainer Hansi Flick versteht es nicht, die vielen technisch versierten Offensivakteure in einem System zu organisieren, das es ihnen ermöglicht, konstant für Torgefahr zu sorgen. Fakt ist: Das DFB-Team hat Spielgestalter im Überfluss, aber keinen Vollstrecker.

Das wurde beispielsweise im Spiel gegen Polen deutlich. Dort bot Flick im Angriff mit Jamal Musiala, Florian Wirtz und Kai Havertz drei Spieler auf, die sich die meiste Zeit auf den Füßen standen. Verständlich, denn alle drei nehmen von ihrer Spielanlage her eine ähnliche Rolle ein. Sie wollen im Zentrum viel Einfluss auf das Spiel nehmen und fühlen sich in denselben Räumen wohl. Das Ergebnis: Viele Kurzpässe im Mittelfeld, kaum Läufe in die Tiefe, wenig Zug zum Tor.

Die Offensivbemühungen der deutschen Mannschaft wirkten über weite Strecken äußerst eindimensional und ausrechenbar. Zumeist ging es flach durch die Mitte, hohe Flanken von den Flügeln waren einmal mehr Mangelware. Das Modell mit Niclas Füllkrug als Strafraumstürmer hält Flick offenbar weiterhin nur für eine Notlösung. Der Bremer dürfte gegen die Ukraine nur in der ersten Halbzeit mitwirken. In den Spielen gegen Polen und Kolumbien kam er jeweils erst in der Schlussphase aufs Feld.

Neue Kämpfer braucht das Land

Neben den Problemen in puncto Spielstatik gehören auch Grundtugenden wie Einstellung, Konzentration und Leidenschaft nach wie vor zu den Schwachstellen im Spiel der DFB-Auswahl. Teams wie Polen oder Kolumbien sind gemessen an der Qualität der Einzelspieler schwächer einzuschätzen, überzeugen aber durch Kampfbereitschaft und eine hohe Intensität. Auf dem Gebiet hat die deutsche Elf aktuell nur wenig entgegenzusetzen. Erfahrene Nationalspieler wie Joshua Kimmich, Antonio Rüdiger oder Emre Can, die am ehesten die Rolle als Vorkämpfer ausfüllen könnten, scheinen derzeit nicht in der Lage zu sein, die Mitspieler mitzureißen.

Dazu kommen unerklärliche Fehler im Aufbauspiel sowie in der Defensive. Sinnbildlich dafür steht die Aktion von Matthias Ginter im Spiel gegen die Ukraine. Der Innenverteidiger, der beim SC Freiburg als stets zuverlässiger Abwehrchef auffällt, verschuldete mit seinem Ballverlust am eigenen Strafraum das zwischenzeitliche 1:3. Auch abseits davon lädt die deutsche Mannschaft den Gegner durch individuelle Aussetzer viel zu häufig zu einfachen Gegenangriffen ein. Die Konterabsicherung fehlt ebenfalls zu oft. Ein Problem, das bereits spätestens seit der WM 2018 besteht.

Kurskorrektur bleibt aus

Flick sprach zuletzt immer wieder von dem „Prozess“, in dem sich die Mannschaft auf dem Weg zur EM im kommenden Sommer befinde. Fortschritte innerhalb dieses Prozesses lassen sich seit dem Vorrunden-Aus bei der WM in Katar allerdings nicht beobachten. Nach den zurückliegenden Testspielen mag man gar den Eindruck haben, dass der Trend in die falsche Richtung geht.

Von seinem Weg will sich der Bundestrainer dennoch nicht abbringen lassen. Vielmehr flüchtet sich Flick in Durchhalteparolen. „Es ist im Moment so ein Kreislauf und den müssen wir durchbrechen“, kommentierte er nach der Niederlage gegen Kolumbien am RTL-Mikrofon.

Dass der Ex-Bayern-Coach das Ruder innerhalb der nächsten gut zwölf Monate noch einmal herumreißen kann, erscheint allerdings zweifelhafter denn je. Während der Partie gegen die Südamerikaner in Gelsenkirchen war auf den Rängen zum ersten Mal ein „Flick raus“-Plakat zu sehen. Fan-Euphorie vor der anstehenden Heim-EM sieht anders aus.

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