„Aufbruch ins Jetzt“ titelte das Kicker-Sportmagazin am Donnerstag zur Premiere von Julian Nagelsmann (36) als jüngstem DFB-Bundestrainer aller Zeiten. Der Start gegen die USA am Samstag in Hartford im US-Bundesstaat Connecticut leitet 245 Tage vor der EURO 2024 im eigenen Land eine neue Ära ein. Doch wie starteten die anderen Bundestrainer?
Vor gut 2 Jahren übernahm Bundestrainer Hans-Dieter Flick (58), den alle nur Hansi nennen, die DFB-Elf. Mit einem zugegebenermaßen leichten Gegner: Liechtenstein war am 2. September 2021 in St. Gallen beim 2:0-Aufgalopp in der WM-Qualifikation gegen Katar sicher kein Prüfstein.
Die folgenden 7 Spiele, 6 davon in der WM-Quali, gewann die deutsche Mannschaft unter Flick allesamt. Teil der Wahrheit ist auch, dass es mit Armenien (6:0), Nord-Mazedonien (4:0) oder Rumänien (2:1) international zweitklassige Gegner waren.
Joachim Löw, der mit Flick als Assistenzcoach 2014 Weltmeister wurde, hatte am 18. August 2008 zum Auftakt auf Schalke einen Gegner aus der Kategorie „ambitioniert“: 3:0 hieß es gegen Schweden.
Löw-Vorgänger Jürgen Klinsmann startete am 18. August 2004 gegen Österreich in Wien ebenfalls mit einem 3:0-Erfolg in seine nur 2 Jahre andauernde Amtszeit, deren Höhepunkt natürlich das „Sommermärchen“, die Heim-WM 2006, war.
Die schwersten Aufgaben zum Start als Bundestrainer hatten „Sir“ Erich Ribbeck, Rudi Völler und Franz Anton Beckenbauer.
Ribbeck, der vom DFB nach einer peinlichen und öffentlich geführten Trainersuche ins Amt gehievt wurde, musste mit der Nationalmannschaft am 10. Oktober 1998 in der EM-Qualifikation in der Türkei antreten – und verlor in Bursa mit 0:1.
Beckenbauer übernahm 1984 – so sagt es die Legende – im Anschluss an das EM-„Aus“ in Frankreich den Posten des „Teamchefs“. „Franz, du musst das jetzt machen“, soll BILD-Legende Alfred Draxler für den Derwall-Nachfolger den Anstoß gegeben haben. „Seid’s Ihr narrisch?“, war angeblich Beckenbauers erste Reaktion. Doch Franz machte es – aber der Anfang ging gegen Argentinien (1:3) in Düsseldorf bei 0:3-Zwischenstand komplett daneben. „Unsere Nationalelf wachte viel zu spät auf“, schrieb das Kicker-Sportmagazin.
Rudi Völler (63) hat nach dem Flick-Abschied im September 2023 noch einmal kurzfristig die Nationalmannschafts-Betreuung inne. „Das ist für mich eine einmalige Geschichte“, betonte der Weltmeister von 1990 vor dem 2:1 gegen Frankreich in Dortmund. Und hielt sich dran.
Erstmals und eigentlich nur bis zur bereits beschlossenen Amtsübernahme von Christoph Paul Daum im Sommer 2001 als Interimslösung vorgesehen, blieb „Rudi Riese“ nach Daums Kokain-Affäre im Herbst 2000 – ein legendäres Schmierenstück des deutschen Fußballs – für insgesamt 1.454 Tage am Ruder (53 Spiele).
Er startete mit einem Coup – 4:1 am 16. August 2000 in Hannover gegen Spanien mit seinen Stars Raúl, Pep Guardiola und Gaizka Mendieta. Völler konnte echte Aufbruchsstimmung entfachen.
Berti Vogts eher nicht. Der Beckenbauer-Nachfolger, dem sein Weggefährte nach dem WM-Titel 1990 in Rom den Spruch „Die deutsche Mannschaft wird über Jahre hinaus nicht zu schlagen sein“ als Hypothek mitgab, startete mit einem 1:1 in Portugal am 29. August 1990 in eine wechselvolle Ära.
Helmut Schön übernahm 1964 für den legendären „Chef“, Sepp Herberger. Wie für Löw war auch für den „Mann mit der Mütze“, wie der rührige Sachse genannt wurde, Schweden der Auftaktgegner – 1:1 in Berlin.
Das torreichste Debüt feierte der Bundestrainer, den viele Fans bis heute als Gesicht der Fremdschäm-Turniere der Nationalmannschaft 1982 („Schande von Gijon“ gegen Österreich / WM) und 1984 (Vorrunden-Knock-out bei der EM) sehen: Jupp Derwall. Der 2007 verstorbene Rheinländer stand beim 4:3-Auswärtssieg am 11. Oktober 1978 in Prag erstmals in der Verantwortung.
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