Nationaltorhüter: Wer kommt nach Manuel Neuer?
Der 4. Juli – Ein historisches Datum für den deutschen Fußball. Positiv wie negativ. Am 4. Juli 1954 wurde Deutschland durch das 3:2 (2:2) gegen Ungarn in Bern erstmals Weltmeister. Ein Tag wie kein Anderer. Vor 25 Jahren verabschiedete sich die DFB-Elf als amtierender Europameister im WM-Viertelfinale gegen Kroatien (0:3). Beide Male ging eine Torhüter-Ära zu Ende. Ein Blick auf die Nationaltorhüter der letzten 50 Jahre – und auf die Zeit nach Manuel Neuer.
„Toni, du bist ein Teufelskerl!“, so entfuhr es Reporter-Legende Herbert Zimmermann im Finale Deutschland – Ungarn in Bern 1954. Toni Turek von Fortuna Düsseldorf machte an diesem berühmten 4. Juli sein 19. und vorletztes Länderspiel. Andreas Köpke beendete am 4. Juli 1998 mit dem „Aus“ gegen Kroatien in Lyon seine Länderspiel-Karriere (59 Spiele). Line for Lyons. Auszugsmarsch.
Unter den 28 Torhütern der deutschen Nationalmannschaft seit 1973 gehört Köpke zweifelsfrei zu den Handschuhträgern, die eine Ära prägen konnten. Von 1990 bis 1998 im Einsatz, war Andi Köpke die deutsche Nummer 1 und der Elfmeter-Held bei der erfolgreichen EURO 1996 in England.
„Der Titan“, Oliver Kahn, war ab 1998 die unumstrittene Nummer 1 im deutschen Tor. Seine Nationalmannschafts-Karriere wurde mit der Ankunft von Bundestrainer Jürgen Klinsmann 2004 auf Raten beendet. Kahn verlor die Kapitänsbinde und trat 2006 zurück – nach 86 Länderspielen.
117 Länderspiele
Kahns Rivale Jens Lehmann stand bis 2008 im Tor – und mit der WM 2010 in Südafrika begann die Ära des Manuel Peter Neuer. Für Schalke 04 und Bayern München machte er seitdem 117 Länderspiele.
- Nur Manuel Neuer absolvierte 100 oder mehr Spiele für die DFB-Auswahl auf der Torhüter-Position.
- Außer Köpke gewann seit 1996 nur Manuel Neuer mit der DFB-Elf einen Titel.
Der Weltmeister-Torhüter von 2014 und beste Keeper der Endrunde in Brasilien verletzte sich allerdings nach der WM 2022 in Katar – und verpasste im Länderspiel-Jahr 2023 alle Ansetzungen.
Mit 38?
Manuel Neuer hat angekündigt, mindestens bis zur EURO 2024 in Deutschland spielen zu wollen. Dann wäre er 38.
Gibt es nach der Neuer-Ära eine neue Ära? Vor einem „Vakuum in der Post-Neuer-Phase“, warnt DFB-Torwarttrainer Andi Köpke. Der Satz hätte auch von Jürgen Klinsmann sein können. „Wir brauchen Persönlichkeiten“, wird DFB-Torwartkoordinator Marc Ziegler („Marc Ziegler kommt zu mir: Trainer, kann ich noch mit trainieren?“ / Thomas Doll) deutlicher.
Die Zahlen der DFB-Torhüter ohne Neuer sind mau.
- Seit dem Debüt von Manuel Neuer am 2. Juni 2009 gegen die Vereinigten Arabischen Emirate (7:2) versuchten sich 25 Torhüter in der deutschen U21-Nationalmannschaft.
- Auch der bislang letzte Debütant: Kevin Trapp (32), der im Juni 2017 (!) erstmals spielte.
- Zwischen 1990 und 1993, als Deutschland mit Bodo Illgner im Tor amtierender Weltmeister und Vize-Europameister war, betrug die Einsatzzeit der DFB-Keeper in der Bundesliga 100 Prozent.
- In der abgelaufenen Saison lag sie – auch bedingt durch Neuers lange Verletzung – bei nur 49,6 Prozent.
„Dieses Dilemma entstand ja nicht aus dem Nichts“, schrieb Torhüter-Idol Harald „Toni“ Schumacher (69) dazu in einer Kicker-Kolumne (Montag), „Natürlich fehlte der verletzte Neuer, aber weiß man, wie er nach der langen Pause zurückkehrt? Was die Nationalelf angeht, bleiben dem Bundestrainer Marc-André ter Stegen, Kevin Trapp und Bernd Leno. Dass eine nachwächst, das sehe ich leider nicht.“
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