Vor ihrem zweiten Spiel in der Nations League steht die deutsche Nationmannschaft bereits gehörig unter Druck. Denn obwohl Anfang September in München gegen den amtierenden Weltmeister Frankreich ein respektables 0:0-Unentschieden heraussprang, würde man durch eine Niederlage im prestigeträchtigen Duell gegen die Niederlande vorläufig auf den letzten Platz der Gruppe 1 in Liga A abrutschen. Dieser bedeutet zugleich den Abstieg in die Liga B.
„In erster Linie wollen wir diese Gruppe gewinnen“, stellte Joachim Löw auf der Pressekonferenz vor dem Spiel klar. Ein sehr ambitioniertes Ziel, wie der Bundestrainer weiß. „Die Holländer kommen gerade aus dem Tal heraus und haben zuletzt gute Ergebnisse erzielt.“ So unterlag man vor einem Monat in Paris den Franzosen nur knapp mit 1:2 und düpierte im März Portugal mit 3:0. Demzufolge sieht Löw die „sehr eingespielte Mannschaft“ von Bondscoach Ronald Koeman „auf Augenhöhe.“
Nachdem Oranje zuletzt die EM 2016 und die WM 2018 verpasste, hat Koeman das Team konsequent verjüngt. Langjährige Säulen wie Arjen Robben, Wesley Sneijder oder Dirk Kuyt sind nicht mehr dabei, mit talentierten Spielern wie Mathijs de Ligt oder Frenkie de Jong drängt mittlerweile die nächste Generation nach. Das Gerüst der Elftal bilden Torwart Jasper Cillessen vom FC Barcelona, Kapitän Virgil van Dijk, Giorgio Wijnaldum (beide FC Liverpool), Ajax-Rückkehrer Daley Blind und die Frankreich-Legionäre Kevin Strootman (Marseille) und Memphis Depay (Lyon).
Der Umbruch bei den aufstrebenden Niederländern wird durch die Kader-Nominierung der vier Neulinge Steven Bergwijn, Denzel Dumfries und Pablo Rosario (alle PSV Eindhoven) sowie Arnaut Danjuma vom FC Brügge untermauert, von denen keiner älter als 22 Jahre ist. Löw hat mit dem 26-jährigen Schalke-Stürmer Mark Uth zumindest einen Debütanten ins deutsche Aufgebot berufen. „Über das Wochenende war es etwas hektisch bis der endgültige Kader feststand, es gab ja einige Absagen“, gab Löw zu.
Verletzungsbedingt fehlen neben Leon Goretzka, Ilkay Gündogan, Kai Havertz und Kevin Trapp auch Marco Reus, Antonio Rüdiger und Nils Petersen. Dafür wurden Emre Can, Serge Gnabry und Bernd Leno nachnominiert, die sich laut Löw „auch relativ schnell eingefunden“ haben. Zudem ließ er sich entlocken, dass neben Mathias Ginter auch Thomas Müller „von Anfang an spielen“ wird. Der Bundestrainer gestand, dass die Nations League sicherlich „Turniercharakter“ habe, er mit all seiner Erfahrung jedoch „keinen anderen Druck“ verspüre.
Löw hat eine klare Vorstellung davon, wie die Nationalelf zu alter Stärke zurückfinden soll. Anders als bei der WM wolle man vor allem „wieder gut verteidigen“. Wichtig sei es deshalb „schnell umzuschalten“ und zukünftig „wieder die richtige Mischung zwischen Offensive und Defensive“ zu finden. In den letzten elf Spielen hat Deutschland zwar lediglich zehn Tore erzielt, man habe jedoch „viele Spieler in der Offensive, die in der Lage sind Tore zu schießen – wenn sie richtig eingesetzt werden.“
Spiele gegen die Niederlande weisen immer eine besondere Brisanz auf, auch Löw spricht „von einer gewissen gesunden Rivalität.“ Die Begegnung der beiden großen Fußballnationen ist ein echter Klassiker, zwischen den Nachbarn gab es etliche packende Duelle. Deutschland etwa entriss den damals favorisierten Niederländern um Johan Cryuff im WM-Finale 1974 auf den letzten Metern noch den Weltmeistertitel. Die Elftal wiederum besiegte die Deutschen 1988 in Hamburg im EM-Halbfinale und wurde später Europameister.
Niederlande: Cillessen – Dumfries, de Ligt, van Dijk, Blind – Wijnaldum, de Jong, Strootman – Promes, Depay, Babel
Deutschland: Neuer – Ginter, Boateng, Hummels, Hector – Kimmich – Müller, Rudy, Kroos, Sané – Werner
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