Die Niederlage gegen Japan war zu hoch und schmeichelhaft: Der DFB zieht nun die Reißleine. Foto: Alex Grimm/Getty Images
Der DFB hat Bundestrainer Hansi Flick nach dem 1:4-Debakel gegen Japan am Samstag auf Vorschlag von Präsident Bernd Neuendorf mit sofortiger Wirkung freigestellt. Beim kommenden Spiel der deutschen Nationalmannschaft am Dienstag gegen Vize-Weltmeister Frankreich wird als Interimslösung ein Trio um Rudi Völler auf der Bank sitzen.
„Die Gremien waren sich einig, dass die A-Nationalmannschaft der Männer nach den zuletzt enttäuschenden Ergebnissen einen neuen Impuls benötigt. Wir brauchen mit Blick auf die Europameisterschaft im eigenen Land eine Aufbruchstimmung und Zuversicht“, erklärte Neuendorf. Eine der „schwierigsten Entscheidungen“ in seiner bisherigen Amtszeit sei für ihn jedoch „unumgänglich“ gewesen. „Der sportliche Erfolg hat für den DFB aber oberste Priorität.“
Nach den schwachen Länderspielen im Juni versprach Flick, dass im September alles besser werden sollte. Der Bundestrainer brach sein Versprechen auf die schlimmstmögliche und alarmierendste Weise. Die verdiente Klatsche gegen Japan bewies, dass alles noch schlechter wurde. Dennoch zeigte sich Flick nach der blamablen Pleite zum Start in die EM-Saison weiterhin zuversichtlich und hielt sich gegenüber „RTL“ weiter für den „richtigen Trainer. Ich finde, wir machen es gut.“
Dabei enttäuschte Deutschland gegen Japan aufgrund des geordneten Aufbaus von hinten heraus jedoch maßlos. Dem deutschen Spiel mangelte es an Tempo, Dynamik und einstudierten Abläufen. Die neu formierte Defensivreihe mit Joshua Kimmich und Nico Schlotterbeck auf den Außenverteidigerpositionen überzeugte nicht und wirkte zu wenig einstudiert.
Flick plädierte dafür, dass die Mannschaft immer gut vorbereitet sei. Neben der am Freitag veröffentlichten „All or Nothing“-Dokumentation hegten auch die taktischen Reaktionen gegen die Japaner Zweifel. Nach den Umstellungen von Japans Nationaltrainer Hajime Moriyasu zur Halbzeit wirkte Deutschland besorgniserregend planlos und blieb ohne gute Torchance. Zu den schon länger kritisierten und fehlenden Lösungsansätzen kam eine anfällige Defensive mit reichlich individuellen Fehlern und vier Gegentoren.
Am Samstagabend zweifelte auch Sportdirektor Rudi Völler erstmals öffentlich an Flick und vermied ein Bekenntnis. Völler riet, „eine Nacht darüber zu schlafen“, bevor am Sonntagabend die Notbremse gezogen wurde. Die Entlassung eines Bundestrainers ist ein Novum: Keiner von Flicks zehn Vorgängern wurde entlassen. Der 58-Jährige hatte die Nationalmannschaft im August 2021 übernommen und mit acht Siegen in Serie einen Startrekord aufgestellt. Danach ging es aber bergab. Sowohl sportlich als auch spielerisch.
Am Sonntag leitete Flick noch eine Trainingseinheit, am Dienstag soll Rudi Völler im schweren Test gegen Frankreich Lösungen finden. Neben Völler werden gegen Frankreich auch die U20-Trainer Hannes Wolf und Sandro Wagner auf der Bank sitzen. Neun Monate vor der Europameisterschaft im eigenen Land muss der DFB in einer seiner schwersten Krisen einen neuen Trainer finden.
Die Verbandsführung wird sich nun intern beraten, um schnell einen Nachfolger zu finden, der ein personelles und taktisches Fundament für die EURO 2024 in Deutschland aufbauen soll. Als Favorit gilt Ex-Bayern-Trainer Julian Nagelsmann. Wer auch immer auf Flick folgen wird, steht angesichts der jüngsten Darbietungen vor einer Mammutaufgabe. Von der vom Verband ersehnten Euphorie ist die Nationalmannschaft sowieso meilenweit entfernt.
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