Nun ist es fix: Julian Nagelsmann wird die deutsche Nationalmannschaft zur Heim-EM im kommenden Sommer führen. Das gab der Deutsche Fußball-Bund am Freitagvormittag offiziell bekannt. Der 36-Jährige tritt rund sechs Monate nach seinem Aus beim FC Bayern München die Nachfolge von Hansi Flick als Bundestrainer an. Der bisherige U20-Co-Trainer Sandro Wagner und Videoanalyst Benjamin Glück werden Nagelsmann im Trainerteam unterstützen.
Nagelsmann unterschrieb einen Zehn-Monats-Vertrag und wird bei der umstrittenen USA-Reise des DFB (9. bis 18. Oktober) erstmals als Bundestrainer an der Seitenlinie stehen. Nach Ablauf des Arbeitspapiers zum Ende der Europameisterschaft kommt man beim DFB erneut zusammen. Sollte das Turnier erfolgreich verlaufen, kann sich Nagelsmann laut „dpa“ eine längere Amtszeit vorstellen.
„Wir haben eine Europameisterschaft im eigenen Land. Das ist etwas Besonderes – etwas, das alle paar Jahrzehnte mal vorkommt. Dieser Tatsache, ein großartiges Turnier in einem großartigen Land zu haben, ordne ich alles unter. Ich habe große Lust, diese Herausforderung anzunehmen. Der Auftritt in Dortmund war der Anfang. Wir werden im kommenden Jahr ein eingeschworener Haufen sein“, erklärte der neue Bundestrainer in einer vom Verband versendeten Mitteilung.
Der 36-Jährige kommt ablösefrei vom FC Bayern, wo er seinen bis 2026 laufenden Vertrag ohne Abfindung auflöste. Damit verzichtet er auf relativ viel Gehalt (rund sieben Millionen Euro jährlich), da ihm der finanziell klamme DFB nur ein Bruchteil seines Salärs bei den Münchnern zahlen kann. Nagelsmann soll beim DFB bis Vertragsende rund vier Millionen Euro einstreichen. Wie die „Bild“ berichtet, zahlt der FC Bayern ihm außerdem eine einmalige Ausgleichszahlung zwischen einer und 1,5 Millionen Euro, um die Gehaltslücke nicht zu groß werden zu lassen.
Zunächst hatten die „Bild“ und dann weitere Medien am Dienstag über eine Einigung berichtet, bevor sich der DFB zu einer Stellungnahme genötigt sah und diese dementierte. „Es ist noch gar keine Entscheidung gefallen“, sagte DFB-Vizepräsident Hans-Joachim Watzke noch am Dienstagabend am Rande des Champions-League-Spiels von Borussia Dortmund bei Paris Saint-Germain, bestätigte aber laufende Gespräche. Nach „Sky“-Informationen wurden in den vergangenen Tagen die letzten Details geklärt. Nach den erfolgreichen Verhandlungen mit dem FC Bayern stimmten auch die DFB-Gremien inklusive Aufsichtsrat der Verpflichtung einstimmig zu.
Der neue Bundestrainer sei bereit und hochmotiviert für seine neue Aufgabe. Bereits am Donnerstag vergangener Woche gab es ein erstes Treffen zwischen Nagelsmanns Beratern, Interimstrainer Rudi Völler und DFB-Präsident Bernd Neuendorf. Am Dienstag folgte ein zweites Treffen, bei dem Nagelsmann persönlich am Tisch saß. Wie „Sky“-Reporter Florian Plettenberg berichtete, wurden das Projekt „Heim-EM“ und Vertragsmodalitäten besprochen.
Darüber hinaus wollte Nagelsmann unbedingt U20-Co-Trainer Sandro Wagner in seinem Trainerteam haben – mit Erfolg. Dafür bekam der 36-Jährige die Unterstützung von Rudi Völler. Der DFB-Sportdirektor setzte sich für den früheren Stürmer ein und brachte die Verhandlungen ins Rollen. Grundsätzlich sollte das neue Trainerteam klein gehalten werden. Nagelsmanns langjähriger Co-Trainer Xaver Zembrod (der beim FC Bayern ebenfalls nur freigestellt ist) stand nicht zur Verfügung.
Neben Wagner wird Benjamin Glück als Videoanalyst den Staff der A-Nationalmannschaft verstärken. Glück lernte Nagelsmann einst bei der TSG 1899 Hoffenheim kennen und wurde dort dessen Co-Trainer. In dieser Rolle folgte er ihm auch nach Leipzig und zum FC Bayern, den er zeitgleich mit Nagelsmann verlassen musste.
Zuletzt hatte Sportdirektor Völler die Nationalmannschaft nach der Entlassung von Hansi Flick gemeinsam mit Hannes Wolf und Sandro Wagner interimistisch für ein Spiel übernommen. Mit einem 2:1-Sieg gegen Vize-Weltmeister Frankreich sorgte der 63-Jährige für eine Ergebnis-Wende und einen gewissen Stimmungsumschwung rund um das DFB-Team.
Die Aufgabe von Julian Nagelsmann ist klar: Die Heim-EM wird zu einem festgelegten Kurzzeitprojekt mit einem zunächst zeitlich fixierten Vertrag. Ähnlich wie 2006, als Jürgen Klinsmann die deutsche Nationalmannschaft bei der WM im eigenen Land zum „Sommermärchen“ führte. Nach einem dritten Platz übergab er damals an Joachim Löw.
Die ersten Spiele für Nagelsmann als Bundestrainer sind Duelle gegen die USA am 14. Oktober und Mexiko drei Tage später. Im November folgt dann der Jahresabschluss gegen Österreich. Der 36-Jährige wird am Freitagmittag um 12 Uhr in einer Pressekonferenz des DFB offiziell vorgestellt und spricht erstmals in seiner neuen Rolle. Nagelsmann wurde im vergangenen März in einer Länderspielpause nach 84 Pflichtspielen von seinen Aufgaben in München entbunden.
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