U17

Deutsche U17 mit Mentalität, Qualität und Tugenden ins WM-Finale?

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Die deutsche U17-Nationalmannschaft will am Dienstagmorgen den Einzug in das Finale der Weltmeisterschaft in Indonesien perfekt machen. Das Erfolgsrezept der Mannschaft von Trainer Christian Wück basiert auf Qualität, Mentalität und „deutschen Tugenden.“ Im Halbfinale gegen Argentinien brauchen die Youngsters „wieder die Mentalität der vergangenen Spiele. Diese zeichnet uns aus und macht uns als Team stark“, so Wück.

Wück: U17 erinnert an Teams der 80er

Die bisherigen fünf WM-Spiele konnte das Team alle gewinnen. Mit großen individuellen Qualitäten und deutschen Tugenden erreichten die DFB-Junioren das WM-Halbfinale. „Die individuelle Qualität der Spieler sticht heraus. Ich habe es schon mal gesagt, dass wir eine Mannschaft zusammengestellt haben, die an die deutschen Teams der 80er- und 90er-Jahre erinnert“, sagte Wück der Deutschen Presse-Agentur.

Dabei verkörpert der deutsche Nachwuchs Attribute, die der A-Nationalmannschaft zuletzt fehlten. „Unsere Verteidiger können verteidigen, unsere Stürmer treffen. Das sind die Tugenden, die deutsche Mannschaften hier im Ausland immer ausgezeichnet haben.“ Der 50-Jährige weiß um die Sorgen der Mannschaft von Bundestrainer Julian Nagelsmann. „Wir wissen, dass die A-Nationalmannschaft in letzter Zeit nicht so erfolgreich war.“

Der Trainer der deutschen U17-Auswahl glaubt jedoch auch die Gründe dafür zu kennen: „Wir müssen wieder zu unserer deutschen Mentalität zurück, für die wir im Ausland immer gefürchtet wurden.“ Dass die A-Nationalmannschaft diese sogenannten „deutschen Tugenden“ vermissen ließ, hatten Nagelsmann und Sportdirektor Rudi Völler erst nach der 0:2-Niederlage gegen Österreich am vergangenen Dienstag beklagt. Ganz zu schweigen von der Mentalitätsfrage.

„Nach ihrer Mentalität sehnen sich viele“

Die deutsche U17 lebe die gewünschte Siegermentalität vor, wurde Wück vom DFB zitiert. „Nach ihrer Mentalität sehnen sich viele in Deutschland. Wir müssen generell zu unserer deutschen Mentalität mit großem Willen zurück. Da wollten wir die Jungs hinführen, und ich glaube, das ist uns gut gelungen.“ Taktisch möchte der Ex-Spieler vom VfL Wolfsburg gegen Argentinien keine großen Änderungen vornehmen.

„Wir hatten zwar nicht viel Ballbesitz, aber auch wenig zugelassen und gegen technisch starke Spanier verdient gewonnen“, blickte der Coach auf den 1:0-Sieg im Viertelfinale zurück. Er betonte außerdem: „Wir müssen von dem Gedanken des Ballbesitzes weg. Wir müssen wieder mehr über Effektivität reden in Deutschland. Da sind wir auf einem guten Weg.“ Nach dem Sieg gegen Spanien in Jakarta ließ Wück auch ein fernes Echo auf die Debatte nach den Niederlagen der A-Nationalmannschaft verlauten.

„Die Deutschen können verteidigen. Die Deutschen geben ihr Herz auf dem Platz [und] geben alles, um Spiele zu gewinnen.“ Sein Erfolg mit der U17-Nationalmannschaft, mit der er im Sommer unerwartet Europameister wurde, ist jedoch kein Zufall. Vielmehr ist er ein Ergebnis eines langfristigen Paradigmenwechsels. Wück erinnert sich noch an eine Zeit, in der im Nachwuchsbereich „nur Wert auf spielerische Grundlagen“ gelegt wurde.

Mit Wück zu zwei Titeln in einem Jahr? Foto: Christof Koepsel/Getty Images for DFB

DFB-Nachwuchs hat sich entwickelt

Diese sei noch nicht allzu lange her. Deshalb sei Wück „mit diesem Jahrgang [aktuelle U17] vor drei Jahren zu dem Entschluss gekommen: Das ist jetzt erst einmal egal. Wir wollen Spieler finden, die verteidigen können, die Mentalität und Überzeugung haben.“ Ob es sich bei den Spielern um ausgebildete Verteidiger handelte, war damals unerheblich. Gesucht wurden Spieler mit der von Julian Nagelsmann beschriebenen „Monstermentalität“, die umfunktioniert werden konnten.

Niederlagen haben Wück dazu ermutigt, die Nachwuchsphilosophie zu überdenken. Sein Ansatz trägt Früchte. „Tugenden und Werte sind in jedem Lehrgang ein relevanter Baustein bei der Ausbildung der Jungs, und wir merken, dass die Zeit, die wir mit den Jungs verbracht haben, wirklich etwas bewirkt hat. Sie setzen diese Dinge um – weil sie es von uns vermittelt und vor allem vorgelebt bekommen.“

U17 im Halbfinale gegen Argentinien

Gegen „typische Argentinier“, wie Wück sie nannte, muss die deutsche U17 diese Dinge nun nochmal umsetzen, um das Final-Ticket zu lösen. Der Gegner sei „bissig“ und zeige „unheimlichen Willen.“ Dass Argentiniens U17 schwer zu bezwingen ist, bewies sie zuletzt im Viertelfinale. Den Südamerikanern gelang mit dem 3:0 gegen Brasilien ein Prestige-Erfolg.

Kapitän Claudio Echeverri glänzte mit einem Hattrick. Mit fünf Treffern erzielte er bisher die meisten Tore des Turniers. Der 17-Jährige gilt als weltweit bester Spieler seines Jahrgangs. Nicht wenige vergleichen den Mittelfeldspieler bereits mit einem gewissen Landsmann namens Lionel Messi. Die deutschen Youngsters lassen sich von dem Spieler von River Plate II jedoch nicht beeindrucken. „Wir schauen uns Szenen der Argentinier an und leiten daraus unseren Plan ab“, sagte BVB-Talent Paris Brunner zur Vorbereitung auf das Halbfinale.

Schon die 10 auf dem Trikot: wird Echeverri der „neue Messi“? Foto: Bay Ismoyo/AFP via Getty Images

„Wir gönnen uns untereinander den individuellen Erfolg und funktionieren auch deshalb so gut gemeinsam.“ Der amtierende Europameister geht mit noch mehr Selbstbewusstsein in die Partie gegen Argentinien. „Der Zusammenhalt in der Mannschaft ist während der vergangenen Tage und gerade durch die beiden erarbeiteten Siege gegen die USA und Spanien nochmal besser geworden“, so Brunner.

Finaleinzug braucht Können – und Glück?

Kapitän Noah Darvich unterstrich die Aussagen seines Mannschaftskollegen. „Wir brauchen auch gegen Argentinien wieder die Mentalität der vergangenen Spiele. Diese zeichnet uns aus und macht uns als Team stark.“ Nachdem die Euphorie um die A-Nationalmannschaft gedämpft ist, freut sich der DFB über die guten Auftritte einer neuen Generation. Die deutsche U17 präsentierte sich in Indonesien widerstandsfähig.

„Die Spiele finden bei 30 bis 40 Grad statt und bei einer Luftfeuchtigkeit, die echt zu schaffen macht“, erklärte Trainer Wück. Auch dort stelle er eine enorme Entwicklung fest: Der 2006er-Jahrgang habe im Vergleich zum EM-Sieg „definitiv an Körperlichkeit“ gewonnen. „Und der Wille und das Selbstvertrauen, es zu schaffen, ist immer da.“

Die U17-Nationalmannschaft brauche aber auch eine Prise Glück für den Einzug ins WM-Finale, wie Offensivspieler Brunner ergänzte: „Für den Finaleinzug brauchen wir auch ein bisschen Glück – das ist nach so vielen Spielen in kurzer Zeit und krassen klimatischen Verhältnissen auch klar.“

Ziel klar definiert: U17 will Weltmeister werden

Ob das Glück in den Händen der DFB-Junioren liegt, wird sich ab 9:30 Uhr deutscher Zeit in Surakarta zeigen. Bei einem Sieg gegen Argentinien wäre es der erste WM-Finaleinzug einer deutschen U-Nationalmannschaft seit 1987. Allerdings konnte eine deutsche Nachwuchsmannschaft nur eines von drei WM-Endspielen gewinnen. 1981 wurde Deutschland mit Spielern wie Rüdiger Vollborn, Michael Zorc oder Roland Wohlfarth U20-Weltmeister.

Es soll nicht der einzige U-Weltmeistertitel bleiben. Das Ziel der deutschen U17 für die verbleibenden zwei Spiele ist somit klar definiert. Der WM-Sieg „ist unser großes Ziel, das müssen wir nicht verschweigen“, so Wück. „Wir sind als Europameister angetreten und wollen bis zur Siegerehrung bleiben.“

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