Die U17-Nationalmannschaft machte mit einem 7:5-Sieg gegen Argentinien nach Elfmeterschießen den ersten WM-Finaleinzug einer deutschen U-Mannschaft seit 1987 perfekt. Am Samstag trifft das Team von Trainer Christian Wück im Finale auf Frankreichs U17, die im Halbfinale Mali mit 2:1 besiegte. Vor dem Endspiel lohnt sich ein Blick auf die Leistungsträger der deutschen U17-Helden.
Der Kapitän der DFB-Junioren sorgte schon im Sommer für Aufsehen. Nicht nur führte er die deutsche U17-Nationalmannschaft in Ungarn zum EM-Titel, sondern unterzeichnete auch einen Vertrag bei der berühmten Nachwuchsakademie „La Masia“. Im Alter von 16 Jahren wechselte Darvich für 2,5 Millionen Euro aus der Jugend des SC Freiburg nach Spanien. Beim Nachwuchs des FC Barcelona ist der mittlerweile 17-Jährige in der Youth League gesetzt und spielte bereits für die zweite Mannschaft der Katalanen. Sein Bewerbungsschreiben für einen Einsatz bei den Barca-Profis schreibt der offensive Mittelfeldspieler derzeit im fernen Indonesien.
Im Spiel der deutschen U17 ist er der Dreh- und Angelpunkt. Bei der WM steuerte er in sechs Spielen fünf Scorerpunkte bei. Darvich beweist als Kapitän Führungsqualitäten, geht voran und besticht mit Dribblings und Kreativität. Der gebürtige Freiburger war vor allem in der Gruppenphase eine der prägendsten Figuren im DFB-Team. Kein Wunder, dass ihn der FC Barcelona mit einem Vertrag bis 2026 samt Ausstiegsklausel in Höhe von einer Milliarde Euro ausgestattet hat.
Brunner sorgte im Vorfeld des Turniers mit einer Suspendierung bei der U19 von Borussia Dortmund für Negativschlagzeilen. Eine Sperre „aus disziplinarischen Gründen“, die bis heute unbekannt sind. Trainer Christian Wück nominierte ihn trotzdem für die U17-WM. Mittlerweile machte Brunner die Suspendierung durch gute Leistungen für Deutschlands Junioren fast vergessen.
Im Viertelfinale gegen Spanien holte er einen Strafstoß heraus, verwandelte diesen zum 1:0-Endstand und wurde zum Matchwinner. Im Halbfinale erzielte Brunner einen Doppelpack und führte Deutschland im Elfmeterschießen als letzter Schütze ins Finale. Insgesamt hat das Toptalent des BVB fünf Scorerpunkte auf dem Konto.
Brunner ist flexibel einsetzbar und kann auf dem Flügel und in der Spitze spielen. Schon im Mai hatte der Dortmunder als Torschützenkönig und bester Spieler des Turniers maßgeblichen Anteil am EM-Sieg. Anschließend wurde er mit der Fritz-Walter-Medaille in Gold als bester deutscher Spieler des Jahrgangs 2006 ausgezeichnet. Nach dem EM-Titel wartet am Samstag vielleicht ein noch größerer Triumph.
Dem deutschen Fußball fehlte lange Zeit ein „echter Neuner“. Der U17-Nationalmannschaft mangelt es jedoch nicht an einem Stoßstürmer. In der U19-Bundesliga Süd/Südwest ist keiner treffsicherer als Max Moerstedt von der TSG Hoffenheim. Der schlaksige Goalgetter steht nach zwölf Spieltagen bei zehn Treffern. Bei der WM erzielte er bisher vier Tore.
Wie sein Vorbild Mario Gomez hat er im gegnerischen Strafraum oft den richtigen Riecher und ist abschlussstark. Als Wandspieler macht Moerstedt zudem Bälle fest und leitet wichtige Konter ein. Ein vielversprechendes Profil für die Zukunft des deutschen Fußballs. Für Hoffenheim kam er bereits in Testspielen der Profis zum Zug.
Schmitt hatte mit guten Paraden gegen die USA und Spanien großen Anteil am Weiterkommen der deutschen U17. Der Torwart steht in der U19 oder Reserve des FC Bayern München zwischen den Pfosten und genießt großes Vertrauen im Klub. Erst im Sommer unterzeichnete der junge Keeper einen Vertrag bis 2026. Sein Debüt im Profikader feierte er im September auf der großen Bühne im Champions-League-Heimspiel des Rekordmeisters gegen Manchester United.
Beim WM-Halbfinale gegen Argentinien fehlte Schmitt krankheitsbedingt – Vertreter Konstantin Heide wurde zum Matchwinner. Der Keeper der SpVgg Unterhaching parierte in der Schlussphase der Partie und im Elfmeterschießen stark. Auch sein Drittliga-Debüt konnte er in diesem Jahr bereits feiern. Trainer Wück ließ am Freitagmorgen noch offen, ob Schmitt für das Finale wieder fit sein wird. Andernfalls könnte sich Heide eine eigene Erwähnung in dieser Liste verdienen.
Jeltsch hält den Abwehrverbund der deutschen Mannschaft zusammen. Der Innenverteidiger überzeugte mit seiner außergewöhnlich starken Antizipation gefährlicher Aktionen. Abgesehen von zwei gröberen Schnitzern im Halbfinale gegen Argentinien blieb er in jedem WM-Spiel nahezu fehlerfrei. Jeltsch ist vermutlich der beste Zweikämpfer des Turniers und besticht zudem mit seinem Kopfballspiel.
Bei der U19 des 1. FC Nürnberg überzeugt der 17-Jährige auch als Sechser, ist Kapitän und Stammspieler. FCN-Coach Christian Fiel berief ihn in der laufenden Spielzeit schon dreimal in den Kader der ersten Mannschaft – ohne Einsatz. Das Profi-Debüt scheint jedoch nur noch eine Frage der Zeit zu sein. Im Juni unterschrieb er trotz Angeboten von Bundesligisten seinen ersten Profivertrag beim FCN.
Mal rechts hinten, mal vorne rechts: Da Silva Moreira beackert die rechte Seite und verbindet Defensivarbeit mit Torgefahr. Sowohl bei der WM, als auch beim EM-Sieg im Mai war er als Rechtsverteidiger gesetzt. In der Gruppenphase traf der Deutsch-Portugiese zweimal und ist eine der Stützen der deutschen U17. Beim FC St. Pauli wartet er noch auf seinen ersten Profi-Einsatz, absolvierte allerdings die Saisonvorbereitung der ersten Mannschaft.
Herrmann bildet mit Paris Brunner sowohl beim BVB als auch bei der deutschen U17 die Flügelzange. Mit vier Scorern aus fünf Spielen hatte auch er einen maßgeblichen Anteil am Erfolg der Mannschaft von Coach Wück. Im Achtelfinale gegen die USA erzielte Herrmann mit einem sehenswerten Freistoß den wichtigen Führungstreffer.
Der Dortmunder wurde bei der WM bereits zweimal zum Spieler des Spiels gekürt. Im Viertelfinale gegen Spanien musste Herrmann jedoch früh verletzt raus. Das Halbfinale verpasste er, ein Einsatz im Finale ist offen.
Yalcinkaya rückte erst nach der krankheitsbedingten Absage von Farid Alfa-Ruprecht in den WM-Kader. Die Last-Minute-Nominierung wurde zum Glücksfall. Der 17-Jährige avancierte für Deutschlands U17 zum Edeljoker. Nach seiner Einwechslung im Gruppenspiel gegen Neuseeland traf er zum 3:0-Endstand. Im Achtelfinale erzielte er eine Minute nach seiner Hereinnahme das späte Siegtor zum 3:2.
Das Talent des Mittelfeldspielers blieb auch beim Hamburger SV nicht unentdeckt. Einen Tag vor der Abreise zur U17-Weltmeisterschaft stand der Deutsch-Türke erstmals im Profikader der Hanseaten. Sonst ist Yalcinkaya Stammspieler bei der U19 des Zweitligisten.
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