Mit der Nominierung des Nürnbergers Eduard Löwen für die deutsche U21-Nationalmannschaft ging zuletzt gehörig Wirbel einher. Club-Coach Michael Köllner war gar nicht begeistert, dass sich sein zuletzt angeschlagener Schützling nicht mit seinen Vereinskollegen auf die bevorstehenden Aufgaben in der Bundesliga vorbereiten würde. Stattdessen wurde er von U21-Trainer Stefan Kuntz für die beiden Länderspiele gegen Mexiko und in Irland berufen. Das Testspiel gegen Mexiko gehört mittlerweile der Vergangenheit an, Deutschland siegte vergangenen Freitag in Fürth souverän mit 3:0 – auch Löwen kam zum Einsatz.
„Wir haben zu Recht 3:0 gewonnen, es hätte auch höher ausgehen können“, gab Löwen nach dem verdienten Sieg den „Nürnberger Nachrichten“ zu Protokoll. Zur Halbzeit hatte es 1:0 gestanden, anschließend wechselte Kuntz zur zweiten Hälfte gleich neun frische Spieler ein. Darunter auch Löwen, der sich in der U21 wie gewohnt im defensiven Mittelfeld einsortierte. Der 21-Jährige machte noch nie einen Hehl daraus, dass dies seine Lieblingsposition ist. Seinen Vereinstrainer Köllner kümmert dies bislang jedoch herzlich wenig. Der 48-Jährige setzt den vielseitigen Löwen stets dort ein, wo er ihn als am wichtigsten für die Mannschaft erachtet.
„Es war auf jeden Fall gut. Aber auch anstrengend, man merkt, dass ich ein paar Spiele ausgesetzt habe“, resümierte der Club-Profi. Beim DFB-Nachwuchs war er auch gleich der Mann für die Standards, fügte sich in der 48. Minute sofort mit einem satten Freistoß ein. „Immer wenn er das Spiel relativ schnell gemacht hat, war er genau das Kraftpaket, das wir brauchen“, so Kuntz über den 1,88 Meter großen Löwen. „Wichtig ist, dass er Selbstvertrauen in seinen Körper bekommt“, ergänzte der Trainer, dem die Ballverarbeitung des Nürnbergers allerdings manchmal noch etwas zu lange dauerte. Ob er beim entscheidenden EM-Qualifikationsspiel gegen Irland erneut auflaufen wird, ist fraglich.
„Wir sagen den Jungs, sie sollen die Vereins-Festplatte bei uns rausmachen und die der DFB-U21 reinschieben“, machte Kuntz klar, dass ihn die allerjüngsten Geschehnisse im jeweiligen Klub nur bedingt interessieren. Die Spieler sollen beim DFB Vertrauen spüren. Trotz des hohen Drucks, der durch das WM-Debakel sicherlich nicht geringer geworden ist. „Druck ist sowieso immer im Fußball da. Jeder von uns weiß, dass er Gas geben muss“, lässt Löwen solche Gedankenspiele jedoch nicht an sich heran. Köllner wird Kuntz und seine Ansichten mit etwas Abstand sicherlich verstehen, für ihn war die Berufung des nach Adduktorenproblemen gerade wiedergenesen Löwen dennoch ärgerlich.
Der 1.FC Nürnberg hat in Löwens Abwesenheit derweil in seinen beiden Testspielen überzeugt, die Integration der Neuzugänge vorangetrieben und Abläufe verfeinert. Einem 17:1 gegen den Bezirksligisten TSG Roth ließt man ein 4:0 gegen den tschechischen Erstligisten Dukla Prag folgen. „Wenn ich in Nürnberg geblieben wäre, hätte ich das auch versucht, zu nutzen. Spielpraxis kann man nicht ersetzen“, äußerte sich Löwen nochmal zu seiner Nomnierung. Und der Zwist mit Köllner? „Es gab ein paar Komplikationen, aber wir haben das alles friedlich geklärt“, ließ er wissen. Dass Köllner ihn durchaus mal härter rannimmt als andere, ist ihm nicht verborgen geblieben. „Es wäre ja schlecht, wenn ich stehenbleiben würde“, hat Löwen seine Gesamtentwicklung im Blick: „Deshalb bin ich ihm dankbar, wenn er mir mehr abverlangt.“
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