In Zeiten, in denen die A-Nationalmannschaft in der Krise steckt, war die U21-Auswahl in der jüngeren Vergangenheit stets so etwas wie der Fels in der Brandung des deutschen Fußballs. Unter Stefan Kuntz wurden die DFB-Junioren 2017 und 2021 Europameister und erreichten 2019 das Finale. Mit dem überraschenden Ausscheiden bei der diesjährigen U21-EM in Georgien und Rumänien ist nun aber endgültig klar: Auch im deutschen Nachwuchsfußball ist die Lage äußerst kritisch.
Das Team von Trainer Antonio Di Salvo ging in diesem Jahr nicht als Favorit in das Turnier. Dass in einer Vorrundengruppe mit England, Tschechien und Israel die Qualifikation für das Viertelfinale gelingen würde, war jedoch der Mindestanspruch. Auch dieses Minimalziel verpasste die Mannschaft am Ende deutlich.
Im Auftaktspiel gegen Israel kam das DFB-Team trotz Überzahl in der zweiten Halbzeit nicht über ein 1:1 hinaus. Gegen Tschechien setzte es sogar eine enttäuschende 1:2-Schlappe. Vor dem abschließenden Spiel gegen England waren die Chancen aufs Weiterkommen bereits gering. War die Di Salvo-Elf in den ersten beiden Partien noch insbesondere an der mangelhaften Chancenverwertung gescheitert, stimmte die Leistung gegen die ‚Three Lions‘ dann aber in vielerlei Hinsicht nachdenklich.
Obwohl England schon als Gruppensieger feststand und Trainer Lee Carsley gegen Deutschland acht Stammkräfte schonte, wirkten die DFB-Junioren vor allem in der Defensive über weite Strecken überfordert. ‚Sat1‘-Experte Markus Babbel sprach nach der 0:2-Niederlage sogar von einem „Klassenunterschied“.
Eine selbstkritische Haltung vermisste man während des Turniers zumeist. Mittelfeldspieler Angelo Stiller sah nach der mäßigen Leistung gegen Tschechien fehlendes „Spielglück“ als Hauptgrund für die Niederlage. „Tschechien macht einen Konter, den sie gut ausspielen. Ansonsten hatte Tschechien nicht viel vom Spiel. […] Wir wussten, dass sie sich hinten reinstellen. Das war ja kein Fußball, was die machen wollten“, erlaubte sich der Hoffenheimer noch einen Seitenhieb.
In Wahrheit fehlte der DFB-Elf aber nicht nur das Spielglück, sondern auch die nötige Qualität und die letzte Entschlossenheit. Das zeigte sich noch deutlicher, als man gegen England auf einen spielstarken Kontrahenten traf, der die Schwächen im deutschen Spiel gnadenlos aufdeckte. Erst nach der Partie stellte mit Tom Krauß dann ein deutscher Akteur selbst die Diagnose, dass im Vergleich zur hoch veranlagten englischen Auswahl vielleicht auch schlicht die individuelle Klasse fehle.
Die überragenden Einzelspieler gibt es in der Tat in der U21 aktuell nicht. Dazu kommt, dass die meisten Akteure, die dem EM-Kader angehörten, in ihren Klubs nicht zum Stammpersonal gehören. Einzig Eric Martel (1. FC Köln), Henning Matriciani, Tom Krauß (beide FC Schalke 04), Josha Vagnoman (VfB Stuttgart) und Kapitän Yann Aurel Bisseck (Aarhus GF) stehen regelmäßig in der Startelf.
Starspieler Youssoufa Moukoko (Borussia Dortmund) gilt zwar als große Hoffnung für die Zukunft, doch ständige Verletzungssorgen und mangelnde Konstanz verhindern weiterhin seinen endgültigen Durchbruch. Auch Mittelstürmer Nelson Weiper (FSV Mainz 05) gilt als Spieler mit Perspektive. Mit seinen 18 Jahren steht er allerdings noch am Anfang seiner Entwicklung.
Der Mangel an Stars im Team darf aber keinesfalls eine Ausrede sein. Insbesondere Georgien demonstriert bei dieser U21-EM eindrucksvoll, dass auch ohne die großen Namen einiges möglich ist. Der Gastgeber überzeugte in der Vorrunde mit mannschaftlicher Geschlossenheit und Kampfgeist. Am Ende gewannen die Georgier sogar ihre Gruppe und ließen dabei mit Portugal, Belgien und den Niederlanden drei Top-Teams hinter sich.
Die Grundtugenden, mit denen andere Teams immer wieder überraschende Erfolge feiern, vermisst man im deutschen Fußball schon seit geraumer Zeit. Das trifft auf die U21 ebenso zu wie auf die A-Nationalmannschaft.
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