„No offside, no offside“, so signalisierte Ayoub El Kaabi in den nervenaufreibendsten Minuten dieses Finales dem Schiedsrichterteam, während sein Treffer aus der 116. Minute geprüft wurde. Der Marokkaner hatte sich aus abseitsverdächtiger Position in eine Linksflanke von Santiago Hezze geworfen und per Kopf den Ball irgendwie ins Tor befördert.
Es passte zu diesem chancenarmen Spiel zwischen Olympiakos Piräus und dem AC Florenz, dass ein solch kurioser – und regelkonformer – Treffer alles entschied.
Der 16. Saisontreffer von El Kaabi (inklusive der Qualifikation zur Europa League und der EL-Gruppenphase) brachte Olympiakos Piräus im Stadion des Erzrivalen AEK Athen den historischen Erfolg.
Erstmals wurde ein Team aus Griechenland Europacupsieger. Der von dem mächtigen Schiffs-Tycoon Evangelos Marinakis (56) finanzierte griechische Rekordmeister war nach dem Rivalen Panathinaikos Athen 1971 (0:2 gegen Ajax Amsterdam in Wembley, Meistercup) der erst zweite griechische Verein in einem europäischen Finale.
„Es war ein lebenslanger Traum, so etwas zu gewinnen“, war es Piräus-Stürmer Giorgos Masouras (30) anschließend stolz.
Nur 15 Kilometer hatten die Fans von Olympiakos zurücklegen müssen. Sie erlebten wahrscheinlich den Fußballabend ihres Lebens.
Dabei war „Das Piräus-Abenteuer“, der Weg ins Heim-Finale von Athen, schon ein Helden-Epos für sich.
„Die Finalteilnahme grenzt an ein Wunder“, schrieb Nikos Ikonomu im Kicker-Sportmagazin (Montag).
Ja, es war fast wie vor 20 Jahren, beim Europameister-Triumph Griechenlands in Portugal mit „König Otto“ Rehhagel (85 / „Ich spreche auch ein bisschen Englisch, Criminal English!“ ).
Nach dem „Aus“ in der Europa League ging es für Olympiakos in der Conference League weiter. Hier gab es im Achtelfinale nach 1:4 gegen Maccabi Tel Aviv das erste Griechen-Wunder: 6:1 nach Verlängerung in Backa Topola (Serbien).
Stevan Jovetic nach dem Spiel bei uefa.com: „Wir haben große Teams ausgeschaltet, Fener, Maccabi, Aston Villa, eine großartige Leistung.“ Jovetic war einer von 3 Ex-Bundesligaprofis, die Piräus aufgeboten hatte, neben Kostas Fortounis (1. FC Kaiserslautern), der damit als erster Kapitän einer griechischen Mannschaft einen Europapokal in Empfang nehmen durfte, und dem früheren Leverkusener Panagiotis Retsos.
Weiter warten auf einen Europacuptitel muss man in Florenz. Für die Mannschaft aus der Toskana, die wie im Vorjahr im Conference League-Finale gegen West Ham United (1:2) in Prag einfach zu behäbig spielte, war es die 5. Niederlage in einem europäischen Finale.
Nur 1961 hatte die „Fiorentina“ im Pokalsiegercup jubeln dürfen.
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