Das 0:1 (0:1) bei Dinamo Zagreb war am frühen Dienstagabend der Knockout für Thomas Tuchel (49) als Trainer des FC Chelsea. Die Londoner gaben am Mittwochvormittag die Trennung von dem deutschen Coach bekannt. Tuchel hatte erst im Januar 2021 an der Stamford Bridge unterschrieben und den Klub im gleichen Jahr zum Champions-League-Sieger gemacht. Das Beispiel ist derwall… ähm derweil kein Einzelfall.
„Der neue Eigentümer Todd Boehly hat keine Zeit verschwendet und den Deutschen 100 Tage nach seinem Einstieg als Nachfolger von Roman Abramowitsch gefeuert“, kommentierte die Zeitung Daily Mail am Mittwoch.
2,07 Punkte holte Tuchel mit den Londonern im Schnitt pro Partie aus 99 Pflichtspielen, das ist persönlich gesehen der zweitschlechteste Wert für den bayerischen Trainer, der bei Borussia Dortmund 107-mal in der Verantwortung stand und 2,12 Punkte pro Spiel holte. Bei Paris St.-Germain (bis 24. Dezember 2020) waren es im Schnitt 2,35 Zähler. Allerdings auch aus 127 Spielen. Die meisten Partien als Trainer machte Tuchel von 2009 bis zu seinem völlig überraschenden Ausstieg am 10. Mai 2014 (nach dem Einzug in die Europa-League-Quali): 183, dabei gelangen den Rheinhessen 1,43 Punkte im Schnitt.
Dass ein Trainer mittelbar oder unmittelbar nach einem Champions-League-Sieg gehen muss, dieses unschöne Phänomen gibt es praktisch seit der Novellierung des Wettbewerbs vor 30 Jahren. Raymond Goethals († 2004) war 1993 mit 72 Jahren bei Olympique Marseille der älteste Trainer, der einen Klub zum Erfolg in der Champions League führen konnte. Der Belgier trat aber im Zuge des Bestechungsskandals um „OM“, der im Zwangsabstieg und in der Verurteilung des legendären Präsidenten Bernard Tapie († 2021) endete, zurück.
Fragwürdig war auch der Abschied von Ottmar Hitzfeld (73), der als erster deutscher Champions-League-Siegertrainer 1997 bei Borussia Dortmund zum „Technischen Direktor“ befördert und damit im Prinzip weg gelobt wurde. 1998 ging Hitzfeld zu den Bayern und gewann 2001 mit den Münchnern erneut die Champions League.
Weg als amtierender Champions-League-Sieger? Das wiederfuhr auch „Don Jupp“ Heynckes (77) im Jahr 1998 bei Real Madrid. Trotz des 1:0-Finalsieges gegen Juventus Turin in Amsterdam wurde der deutsche Coach am Saisonende durch die kalte Küche verabschiedet.
Roberto di Matteo (52) gewann mit dem FC Chelsea 2012 gegen jede Chance das „Finale dahoam“, das Endspiel in der Allianz Arena, der Höhle des Löwen vom FC Bayern München. Der Prestige-Erfolg für den damaligen Chelsea-Eigentümer Abramowitsch war für den Schweizer Coach allerdings keine Job-Garantie. Schon im November 2012 musste er nach dem Vorrunden-„Aus“, dem ersten für einen CL-Titelverteidiger überhaupt, seinen Posten räumen.
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