Aus der Serie „Alles reine Nervensache“. 33 Jahre hatte Neapel auf diesen Tag gewartet. Am vergangenen Sonntag gab es in der süditalienischen Stadt Schockstarre statt Jubel. Seit Mittag glich Neapel einer einzigen Party-Zone. Dann aber spielte man nur 1:1 (0:0) gegen US Salernitana. Das reichte rechnerisch noch nicht für die erste italienische Meisterschaft seit 1990 und der goldenen Ära mit Fußballstar Diego Armando Maradona. Den nächsten Anlauf nahm man – bei 15 Punkten Vorsprung auf Lazio Rom bei 5 verbleibenden Spielen – am späten Donnerstagabend in Udine. Und dieses Mal war es soweit. Der SSC Neapel ist italienischer Meister. Das Portal Fussballdaten.de gratuliert dem Team von Trainer Luciano Spalletti („Der Philosoph“).
Napoli Meister? Alles reine Nervensache! Im WM-Stadion von 1990 im Friaul schickten die neapolitanischen Fans nach dem Wiederanpfiff und beim Stande von 0:1 aus Sicht ihrer Mannschaft gegen ein unbequemes Udinese Calcio die ersten Stoßgebete in Richtung Fußballhimmel, von wo seit 2020 Diego Armando Maradona zuschaut.
„Die Hand Gottes“ und die Schlitzohrigkeit eines Diego Maradona, der die Napoli-Mannschaft der 1980er- und frühen 1990er-Jahre mitgerissen und besser gemacht hatte, konnte ein behäbig, schläfrig wirkender SSC Neapel lange gut brauchen.
Bis zur 52. Minute. Dann war es Torjäger Victor Osimhen, der per Abstauber nach einem zunächst abgewehrten Schuss von Chwitscha Kwarazchelia („Kwaradona“) zum 1:1 traf – das Meistertor. Mit 80 Punkten war Neapel mathematisch nun nicht mehr einzuholen.
Die Napoli-Fans in Udine feierten ab der 75. Minute mit dem Kurven-Hit „La capolista se ne va“ („Hier kommt der Spitzenreiter“). Auch das Stadio Diego Armando Maradona in Neapel, wo die Fans das Spiel auf Großleinwänden verfolgten, „explodierte vor Freude“, wie Italiens Fußballbibel Gazzetta dello Sport schrieb. 54.000 Fans hatten dort das Spiel gesehen. Auch Klub-Präsident Aurelio De Laurentiis. „Ich habe immer gesagt: Wir haben diesen Titel zusammen gewonnen“, betonte er nach dem Spiel.
Kapitän Giovanni di Lorenzo (29) sagte in der vergangenen Woche: „Es ist ein bisschen befremdlich, der erste Mannschaftskapitän nach Maradona zu sein, der den Scudetto-Pokal hochheben darf, das wird eine unglaubliche Erfahrung für mich.“
Dass dieser Meistertitel nun den Glanz der Maradona-Jahre (1984 bis 1991) nimmt, glaubt Sergio Siano, jahrelang als Foto-Reporter Begleiter von „El Diego“, nicht. „Das sind zwei unterschiedliche Welten“, sagte Siano im Ballesterer-Sammelband zu Maradona (Dezember 2022), „heute gibt es keinen überragenden Star, sondern ein starkes Kollektiv.“
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