Was nach dem Anpfiff in Kharkiv auch passieren mag – einen Rekord hat Julian Nagelsmann dann auf alle Fälle sicher. Mit 31 Jahren und 58 Tagen wird er der jüngste Trainer sein, der jemals in einem Champions-League-Spiel an der Seitenlinie stand. Die TSG 1899 Hoffenheim tut sich vor ihrer Premiere im höchsten europäischen Klubwettbewerb allerdings schwer, Euphorie zu entfachen. Nach dem dritten Bundesliga-Spieltag stehen für Hoffenheim schon zwei Niederlagen zu Buche, der Start in die Abschiedssaison des zukünftigen Leipzigers verläuft bisher mehr als holprig. Mit dem ukrainischen Serienmeister Shakhtar Donetsk treffen die Kraichgauer nun auf eine abgezockte Truppe, die ihrerseits einen großartigen Saisonstart hingelegt hat.
Mit sieben Siegen aus acht Spielen ist Shakhtar schon jetzt mit fünf Punkten Vorsprung souveräner Tabellenführer der ukrainischen Liga. Dort glänzte bisher vor allem der 31-jährige Mittelstürmer Junior Moraes (7 Tore, 2 Assists), der im Sommer ablösefrei vom Rivalen Dynamo Kiew nach Donetsk kam. Dabei ist die aktuelle Dominanz von Shakhtar angesichts der Abgänge mehrerer Stammspieler keine Selbsverständlichkeit. Bernard (Everton) und Fred (Manchester United) wechselten nach England, Facundo Ferreyra stürmt nun für Benfica Lissabon und den langjährigen Kapitän Darijo Srna zog es nach 15 Jahren in Donetsk zu Cagliari Calcio in die Serie A.
Fast schon traditionell besteht die routinierte Mannschaft vorwiegend aus Brasilianern und Ukrainern. Bis auf den rotgesperrten Ivan Ordets stehen dem portugiesischen Trainer Paulo Fonseca gegen Hoffenheim sämtliche Spieler zur Verfügung. „Trotz der personellen Verluste wollen wir in der Champions League die Gruppenphase überstehen“, hat der 45-Jährige das Ziel im „kicker“ klar formuliert. Der ehemalige Porto-Coach Fonseca ist seit 2016 im Amt und geht mit Shakhtar bereits in seine zweite Champions-League-Saison.
„Wir wissen, dass es nicht einfach wird, aber in der Vorsaison haben wir auch den SSC Neapel hinter uns gelassen“, so Fonseca. Denn zu Hause war Donetsk im letzten Jahr international eine echte Macht. Mit seinem Team gewann Fonseca alle vier Heimspiele. Weder der SSC Neapel (2:1), noch Feyenoord Rotterdam (3:1) und auch nicht Manchester City (2:1) konnten bei Shakhtar punkten. Erst im Achtefinale schied man aufgrund der Auswärtstor-Regel gegen den späteren Halbfinalisten AS Rom (2:1 , 0:1) aus. Auch deshalb sagt Fonseca, dass man „wieder in der Königsklasse überwintern“ will.
Shakhtar Donetsk tritt derweil schon zum 13. Mal in der Champions League an. Die Entwicklung ist hierbei beachtlich. Während bei den ersten fünf Teilnahmen stets nach der Gruppenphase Schluss war, konnte man sich bei vier der letzten sieben Teilnahmen für das Achtelfinale qualifizieren. In der Saison 2010/11 schaffte man es sogar bis ins Viertelfinale, wo man jedoch an Barcelona scheiterte. Die Bilanz gegen deutsche Klubs ist ausgeglichen. 18 Duelle gab es, sechs davon gewannen die Ukrainer, sechs endeten Remis und sechs konnten deutsche Vereine für sich entscheiden.
Auf die Hoffenheimer wartet bei ihrer Premiere in der Champions League also ein harter Brocken. Nach der unnötigen 1:2-Niederlage gegen Düsseldorf am vergangenen Samstag war der Sportliche Leiter Alexander Rosen gestern vornehmlich bemüht, die angespannte Lage zu beruhigen. „Heute ist die Vorfreude schon deutlich größer“, so Rosen im „kicker“. Durch den ernüchternden Saisonstart mit drei Punkten aus drei Spielen steht man in der Bundesliga vor dem Heimspiel gegen Borussia Dortmund am kommenden Samstag schon früh unter Zugzwang. Das soll in der Chamions League unbedingt vermieden werden.
Obwohl Donetsk nicht zu den ganz großen Namen im europäischen Fußball zählt, ist sich Rosen darüber im Klaren, dass man in der Ukraine eine schwere Aufgabe zu bewältigen hat. „Wir treten an, um zu gewinnen, wissen aber auch um die besondere Herausforderung und was Donetsk im internationalen Wettbewerb schon geleistet hat“, spielt der 39-Jährige auf die auf Seiten von Shakhtar reichlich vorhandene Europapokal-Erfahrung an. Trainer Julian Nagelsmann dürfte indessen anderes im Sinn haben, als sich über seinen Altersrekord zu freuen. Der Coach hat viele Verletzte zu beklagen und reist mit einem stark ersatzgeschwächten Kader nach Kharkiv.
Während die Neuzugänge Ishak Belfodil und Joshua Brenet aus disziplinarischen Gründen nicht dabei sind, fehlt Ermin Bicackic aufgrund von Achilessehnenproblemen. Derweil ist das Langzeit-Lazarett der Kraichgauer prall gefüllt. Auf Neuzugang Kasim Adams (Außenbandriss am Sprungelenk) und Benjamin Hübner (Gehirnerschütterung) muss Nagelsmann langfristig verzichten. Ebenso wird U21-Nationalspieler Nadiem Amiri nach seinem Ermüdungsbruch im Mittelfuß nicht vor November zurückkehren. Auch Lukas Rupp (Kreuzbandriss) und Dennis Geiger (Oberschenkelverletzung) fallen lange aus.
Nach dem Auftritt in Düsseldorf waren zudem weitere Spieler angeschlagen. Kevin Vogt trug eine Oberschenkelprellung, Florian Grillitsch eine Schulterprellung davon. Was einen Einsatz gegen Donetsk betrifft, äußerte sich Rosen bei Grillitsch optimistisch. Ob Kapitän Vogt auflaufen wird, soll vor Ort entschieden werden. Auch Kevin Akpoguma (Augenhöhlenbruch) ist mit an Bord. Gegen die Fortuna noch nicht einsatzfähig, könnte er nun mit einer Spezialmaske auflaufen. Hoffenheims Saisonstart steht also ganz im Zeichen einer Verletztenmisere.
Julian Nagelsmann weiß, dass das Erreichen der hochgesteckten Saisonziele so schwer wird. „Natürlich wären wir lieber mit drei Punkten in die Woche gegangen. Es hat körperlich eine Auswirkung, wenn du bis zum Schluss versuchst, den Ausgleich zu erzielen. Wir werden mit den vielen Verletzten diese Powerspiele über 90 Minuten nicht immer hinkriegen“, war er nach der Pleite in Düsseldorf bedient. Positiv stimmt zumindest, dass Kerem Demirbay nach seiner Außenbandruptur wieder zurück im Kader ist.
Donetsk: Pyatov – Butko, Kryvtsov, Rakytskyy, Ismaily – Marlos, Alan Patrick, Stepanenko, Bolbat – Kovalenko – Junior Moraes
Hoffenheim: Baumann – Nordtveit, Vogt, Akpoguma – Kaderabek, Grillitsch, Schulz – Bittencourt, Grifo – Kramaric, Nelson
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