Seit genau 40 Jahren werden nämlich beide Halbfinal-Partien live im deutschen Free-TV – damals war alles noch „free“ – übertragen.
Und sicher werden sich die Fans, die damals geschaut haben, genau erinnern, wann und mit wem sie diese wilden Spiele verfolgt haben.
Bei Schalke 04 sorgte ein Teenager dafür, dass das schlichte Parkstadion förmlich vor Emotion überkochte. Sein Name: Olaf Thon. Am 1. Mai 1984 gerade 18 Jahre alt geworden, machte der Junge aus Gelsenkirchen ein Match, das von 11 FREUNDE in den Sammelband Spiele unseres Lebens (September 2020) aufgenommen wurde.
Völlig zu Recht! Olaf Thon, für den S04-Manager Rudi Assauer († 2019) tags zuvor beim 18. Geburtstag noch das Bier zapfte, gelangen beim 6:6 nach Verlängerung gegen den FC Bayern München 3 Tore.
Von den völlig euphorisierten Fans wurde er auf den Schultern vom Platz getragen und ZDF-Reporterlegende Rolf Töpperwien, der vor dem Spiel über die Buersche Zeitung erfahren hatte, dass Thon eigentlich ein Fan des FC Bayern ist, definierte den Begriff Field-Reporter (den es damals eigentlich noch gar nicht gab) neu. „Holt mir den Thon!“, brüllte „Töppi“ im Getümmel.
Bei 11 FREUNDE erzählte er später: „Als ich verbal und mit Körpereinsatz gekämpft habe, da war alles schon live auf Sendung.“
Genau, Hotte. Das war alles auf Sendung! „Es war das beste Spiel im DFB-Pokal überhaupt“, erinnert sich Olaf Thon im Kicker-Sportmagazin (29. April 2024).
Kein Wunder bei der Dramaturgie! Bereits nach 20 Minuten stand es 3:2 für den FC Bayern, der in dieser Saison letztmalig mit den Brüdern Karl-Heinz und Michael Rummenigge auflief – und sich in einem nicht minder denkwürdigen Finale in Frankfurt gegen Gladbach im Elfmeterschießen den Pokal holte.
Thon und Peter Stichler (61. / 71.) drehten die Partie zwischenzeitlich auf 4:3 für den Zweitligisten Schalke, ehe Michael Rummenigge mit dem 4:4 (80.) Bayern die Verlängerung rettete. Hier stellte Dieter Hoeneß mit dem 5:6 (118.) in diesem offenen Schlagabtausch vermeintlich die Weichen auf „Finale“ für die Münchner. Mit dem letzten Spielzug traf Olaf Thon zum 6:6 (120.) und erzwang ein Wiederholungsspiel in München.
Dort holte Schalke wieder ein 0:2 auf, verlor am Ende 2:3. „Nach 90 Minuten, das war ja fast schon langweilig“, kommentierte Niklas Baumgart im Kicker.
Gemessen an den beiden Achterbahnfahrten am Gladbacher Bökelberg und in Gelsenkirchen sicherlich. Spulen wir noch mal auf den 1. Mai 1984 zurück.
Mit ,,Guten Tag allerseits“ (bei Abendspielen: „N‘ Abend allerseits“) begrüßte ARD-Reporter Heribert Faßbender („Das Millionenspiel“) die TV-Zuschauer zum ersten Halbfinale, Borussia Mönchengladbach gegen Werder Bremen.
In diesem Spiel war ebenfalls alles drin. Eine Tränengasbombe aus dem Bremer Gästeblock brachte die Partie in der zweiten Halbzeit an den Rand des Eklats. „Hier droht der Abbruch“, fürchtete Faßbender.
Das 3:1 von Uwe Rahn (76.) war eben, wie Faßbender sah, nicht „mehr als eine Vorentscheidung.“ Jetzt ging es erst richtig los.
3:2 Benno Möhlmann (77.), 3:3 Wolfgang Sidka (80.) und 3:4 Uwe Reinders (82.). Dann brachte Gladbach-Trainer „Don Jupp“ Heynckes (78 / damals noch ohne „Don“) den jungen Stürmer Hans-Jörg Criens († 2019) für Winfried Schäfer ins Spiel.
Criens (90. / 107.) hievte die „Fohlen“ mit seinen beiden Treffern erst in die Verlängerung und dann mit dem 5:4 ins Finale.
Seit Criens werden Einwechselspieler übrigens auch „Joker“ genannt. Schützen ließ sich Hans-Jörg Criens („Der Lange“) diesen Begriff nie.
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