Am Mittwoch kam es im DFB-Pokal zum Gipfeltreffen zwischen RB Leipzig und dem FC Bayern München. Das Spiel der wohl aktuell formstärksten, deutschen Teams wurde heiß erwartet. RB Leipzig trat bis auf den noch nicht voll belastbaren Timo Werner in Bestbesetzung an. Die Bayern konnten trotz Fragezeichen auf Mats Hummels zurückgreifen. Nicht mit von der Partie waren Manuel Neuer, Franck Ribéry und Thomas Müller.
Leipzig begann erwartungsgemäß mit dem hohen Angriffspressing im 4-2-2-2. Hierbei agieren die offensiven Mittelfeldspieler eher zentral, während die Außenverteidiger eine hohe Position einnehmen. Im zentralen Mittelfeld des Vizemeisters war Naby Keita die unentbehrliche Figur. Die Kombination aus kontinuierlichem Tempo und unfassbarer Zweikampfstärke setzte dem Dreier-Mittelfeld aus Arturo Vidal, Thiago und Corentin Tolisso gehörig zu. Vidal agierte als alleiniger Sechser und hatte mit dem Ballbesitzspiel gehörige Probleme. Im Defensivverbund unverzichtbar wie Keita, ist Marcel Sabitzer im rechten Mittelfeld. Sein Ballgewinn vor der Chance von Emil Forsberg in der 25. Minute war nahezu typisch für seine Leistungen in den letzten Wochen.
Die Bayern waren allerdings ähnlich stark im Pressing, sodass kein dauerhafter Spielfluss zustande kommen konnte. Ausschlaggebend war dafür auch die gute Defensivleistung von Linksverteidiger Marcel Halstenberg gegen Arjen Robben. Robben versäumte zudem häufig die Einbindung des überlaufenden Joshua Kimmich. So gelang es den Münchenern nur selten in den Rücken der Leipziger Hintermannschaft zu kommen.
In der zweiten Bundesliga-Saison hat sich die Mannschaft von Ralph Hasenhüttl ein ansehnliches „Juego de Posicion“ (zu Deutsch: Positionsspiel) angeeignet. Bemerkenswert war das ständige Rotieren der vier Offensivkräfte. Dadurch gelang speziell Jean-Kevin Augustin oftmals in Eins-gegen-Eins-Situationen. Im ständigen Wechselspiel aus Pressing und Gegenpressing entstand auch die Situation vor dem vermeintlichen Elfmeter für Leipzig. Forsberg gewann den Ball, entwischte Vidal, der ihn letztlich nur noch per Foul stoppen konnte.
Die zweite Halbzeit begann quasi mit der harten gelb-roten Karte gegen Keita. Danach entstand, erwartungsgemäß, ein völlig anderes Spiel. Das Pressing der Roten Bullen löste sich komplett auf. Leipzig beschränkte sich, auch durch die Einwechslung von Diego Demme, auf ein kompaktes Bollwerk. Bayern fiel trotz der Einwechslung von Sebastian Rudy nicht viel ein. Rudy sorgte zwar für gute Ballverlagerungen auf die Außenpositionen. Doch durch schwache Halbfeldflanken, vor allem von David Alaba, konnten die Gäste auch daraus keinen Profit schlagen. Die Verletzung von Kingsley Coman (für ihn kam Javi Martinez) trug ihren Teil zur Einfältigkeit des Bayern-Spiels bei. Ein Plan für die in Überzahl agierenden Bayern war, ähnlich wie am Samstag in Hamburg, nicht zu erkennen.
Die einzige Leipziger Entlastungsaktion über Yussuf Poulsen verursachte den (unberechtigten) Elfmeter für die Heimmanschaft. Forsberg traf zum 1:0 in der 68. Minute. Im Gegenzug antworteten die Bayern mit dem 1:1. Der einzige Gedankenblitz des deutschen Rekordmeisters hebelte die Defensive der Bullen aus. Thiago spielte 25 Meter vor dem Tor quer zum aufgerückten Jerome Boateng. Dieser chippte den Ball in den Raum hinter der Abwehr, in welchen Thiago schon wieder vorgestoßen war. Der Spanier musste nur noch einnicken. Bayern fiel nach dem Tor sofort wieder in das chaotische Muster zurück. Das Flügelspiel war komplett eingeschlafen, da Robben neben Lewandowski im Sturmzentrum agierte. Auch Tolisso fand nur noch in vorderster Front statt. Damit taten sie den Leipzigern einen großen Gefallen, die ihre Flügelspieler Sabitzer und Forsberg noch weiter einrücken ließen. Heynckes reagierte mit der Einwechslung von Rafinha für Tolisso. Der Brasilianer spielte in der Folge auf seiner angestammten Rechtsverteidiger-Position.
In der Verlängerung schwanden die Kräfte von RB sichtlich. Sie schafften, obgleich der Einwechslung von Timo Werner, kaum Entlastungsangriffe. Die Bayern schafften es indessen, durch einfache Kombinationen in den Strafraum zu gelangen. Bessere Raumaufteilung brachte die Einwechslung des jungen Stürmers Kwasi Oykere Wriedt für Thiago. Kimmich war in dieser Phase unfassbar aktiv und hatte die größte Chance zur Entscheidung. Es war Keeper Peter Gulacsi und der bayrischen Abschlussschwäche zu verdanken, dass es nach 120 Minuten trotzdem noch 1:1 stand. Im Gegensatz zur regulären Spielzeit waren die Bayern im Elfmeterschießen hochgradig effektiv. Sven Ulreich parierte den fünften und entscheidenen Elfmeter von Timo Werner, welcher jedoch alles andere als platziert geschossen war. Somit zieht der FC Bayern München, nach einem harten Pokalfigt, ins Achtelfinale des DFB-Pokals ein.
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