Rot-Weiß Essen steht völlig überraschend im DFB-Pokal-Viertelfinale, wo der Traditionsverein mit Holstein Kiel obendrein das wohl leichteste Los erwischt hat. Vater des Erfolgs ist Christian Neidhart, der erst im vergangenen Juli von Drittligist Meppen in die zehntgrößte Stadt Deutschlands wechselte und mit dem Regionalligisten nun sogar ins Halbfinale einziehen könnte.
Dass RWE im Achtelfinale ein Topteam wie Bayer Leverkusen ausschalten konnte, war im Vorfeld auch vom Chefcoach nicht wirklich eingeplant worden. „Vor so einer Partie ist die Hoffnung, weiterzukommen, zumindest nicht riesengroß“, gestand Neidhart im „kicker“-Interview. Dennoch bleibt „die Meisterschaft für uns das Wichtigste, aber der Pokal ist da ein überragendes Zubrot.“
In der Regionalliga West kämpft der Tabellenzweite Essen aktuell um den Aufstieg in die 3. Liga, zum Abheben blieb seinen Spielern daher keine Zeit. „Die Jungs haben das dann genossen, aber waren schnell wieder fokussiert.“ Dabei hatte man zuvor bereits Arminia Bielelfeld und Fortuna Düsseldorf aus dem Pokal geworden und damit deutschlandweit für Aufsehen gesorgt. Nun trifft man also auf die Störche.
„Kiel ist für uns sicherlich angenehmer, als auf Leipzig Wolfsburg oder Dortmund zu treffen“, weiß der gebürtige Braunschweiger, der die gestiegene Erwartungshaltung bei den Fans nicht an sich heranlässt. „Ich sehe das etwas besonnener. Für mich ist Kiel ein ambitioniertes Team, das in die Bundesliga aufsteigen kann. Wir wären aber schlechte Sportlerm wenn wir knapp verlieren wollen würden.“ Ganz im Gegenteil, vielmehr wolle RWE „wieder einen klassischen Pokafight hinlegen. Dass es klappen kann, haben wir gegen Leverkusen gesehen.“
Der Aufstieg in die 3. Liga habe zwar allerhöchste Priorität, „aber natürlich wirst du immer hungriger, wenn du weiterkommst.“ Für den 52-Jährigen sei es „einfach geil, dass wir über ein Pokal-Viertelfinale sprechen dürfen und Rot-Weiß Essen wieder in den Schlagzeilen ist.“ Neidhart, der sieben Jahre den SV Meppen trainierte und mit den Emsländern „nahe an der 2. Liga“ war, könnte den schlafenden Riesen RWE mitsamt der riesigen Fangemeinde tatsächlich zum Leben erwecken. „Und wenn wir es hier mit dem Aufstieg schaffen, habe ich logischerweise auch mehr Möglichkeiten als in Meppen.“
Zunächst wolle er aber den Pokalsieger von 1953 ins Halbfinale führen: „Dann rasten wir mit der Mannschaft total aus.“
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