Im ersten DFB-Pokalhalbfinale empfängt Saarbrücken den Bundesligisten aus Leverkusen. Die Werkself geht naturgemäß als haushoher Favorit in die Partie. Doch der Viertligist hat sich in der laufenden Pokalsaison bereits gehörig Respekt verschafft. FCS-Sportdirektor Marcus Mann freut sich auf die Begegnung, soll aber vor dem Abschied stehen.
Mit Regensburg, Köln, Karlsruhe und Düsseldorf haben die Saarländer bereits vier Erst- oder Zweitligisten aus dem Pokal geworfen. Was macht den FCS nur so erfolgreich? „Zum einen besitzen wir eine gewisse fußballerische Qualität – auch wenn diese nicht mit der von Leverkusen zu vergleichen ist – und sind sicher keine klassische Regionalliga-Mannschaft“, erklärt Mann auf der Bayer-Homepage. Man habe „Gegner wie Regensburg oder Köln auch immer in einer für uns guten Phase erwischt, in der sie in ihrer Liga ein paar Probleme hatten“, resümiert der 36-Jährige. Trotzdem „hatten wir aber bei keinem der vier Spiele das Gefühl, unverdient weitergekommen zu sein.“
Verdient oder nicht, das Match gegen Bayer wird für Saarbrücken eine riesige Herausforderung. Schließlich absolvierte der FCS sein letztes Pflichtspiel vor über drei Monaten. Die Werkself befindet sich nach fünf Ligaspielen (drei Siege, zwei Niederlagen) in den letzten 23 Tagen hingegen schon wieder im Rhythmus. „Wir witzeln immer, dass Leverkusen uns dann ja nicht beobachten konnte“, nimmt Mann den Umstand mit Humor. „Wir sind seit ein paar Wochen zurück im Mannschaftstraining, haben dort eine hohe Intensität und einige interne Testspiele absolviert“. Daher sei man „weit davon entfernt, zu jammern“, sondern „einfach froh, dieses Spiel zu haben“. Die fehlende Wettkampfpraxis wolle man „durch andere Tugenden kompensieren“. Da Saarbrücken „fußballerisch nicht auf Augenhöhe sein“ werde, müssten „die Spieler über ihre Grenzen gehen – und das kann ihnen schon auch mal wehtun.“
Schmerzen bereiten könnte dem FCS auch der drohende Abgang ihres Sportlichen Leiters. Laut den „Stuttgarter Nachrichten“ ist Mann in Hoffenheim als Nachwuchssdirektor im Gespräch und soll nach Informationen der „Saarbrückener Zeitung“ bereits einen Vertrag unterschrieben haben. Der frühere Mittelfeldspieler hatte seine aktive Spielerkarriere vor vier Jahren in der zweiten Mannschaft der Kraichgauer beendet. Heute lebt er mit seiner Frau und den beiden Kindern im weniger als 100 km von Sinsheim entfernten Rutesheim.
Für den Überraschungs-Halbfinalisten wäre sein Verlust ein herber Schlag. Neben Vizepräsident Dieter Ferner ist Mann schließlich einer der Baumeister des Erfolgs. „Ich bin 2016 nach Saarbrücken geholt worden, um mit dem Verein aufzusteigen“, wird Mann, dessen Vertrag noch bis 2023 läuft, zitiert. „Es überrascht uns nicht, dass der aktuelle Erfolg des Vereins mit Meisterschaft, Aufstieg und Erreichen des DFB-Pokal-Halbfinales personelle Begehrlichkeiten bei anderen Clubs weckt“, stellte derweil FCS-Präsident Hartmut Ostermann klar. Dennoch sei man „sehr gelassen. Marcus Mann weiß, was er am 1. FC Saarbrücken hat. Fakt ist: Er hat einen längerfristigen Vertrag bei uns.“
Für das nach dem Abbruch der Regionalliga Südwest bereits als Aufsteiger feststehende Saarbrücken dürfe Mann zufolge nun ausschließlich das „Bonus-Spiel“ gegen ein Team „aus der Top 5 Deutschlands“ zählen. Mann weiß: „Unsere Chance ist gering, das war sie aber auch in den vorherigen Runden – und trotzdem haben wir die Überraschungen geschafft.“
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