Bayer 04 Leverkusen steht vor einem Europa-League-Spiel mal wieder mit dem Rücken zur Wand. Vor dem 3:2-Sieg gegen Ludogorets Rasgrad hatte Bayer in der Liga dreimal verloren, vor dem 4:2-Erfolg gegen Larnaka gerade gegen den BVB 2:4 nach 2:0 Führung verloren. Zuletzt gab es zwei enttäuschende Unentschieden in der Liga (0:0 in Freiburg, 2:2 gegen Hannover). Nun geht es in der Europa League gegen den FC Zürich. Doch wer sind die Schweizer überhaupt?
Der FC Zürich wartet mittlerweile schon eine ganze Weile auf eine Meisterschaft. Diese konnte der Club 2009 gewinnen. In der Folge konnte der FC Basel ganze acht Mal (!) in Folge die Meisterschaft in der Schweiz gewinnen. Diese Dominanz konnten erst die Young Boys Bern in der letzten Saison durchbrechen. Derweil beendete der FC Zürich die Spielzeit auf dem vierten Tabellenplatz. Diese Platzierung hätte allerdings nicht für die direkte Europacup-Qualifikation gereicht. Die Mannschaft gewann aber den Schweizer Pokal und war so direkt für die Gruppenphase qualifiziert.
Für diese waren sie auch in der Saison 2016/2017 qualifiziert. Am Ende der Spielzeit 2015/2016 hatte nämlich auch bereits der Pokalsieg gestanden. Kurios: Sie traten in der Europa League in der Saison 2016/2017 tatsächlich als Zweitligist an. Die Saison 2015/2016 brachte den Zürichern zwar einen Titel im Pokal, aber auch einen ganz bitteren Abstieg. Als Zehnter (Tabellenletzter) stieg die Mannschaft tatsächlich überraschend ab. Erwartet hatte das wohl keiner. Der FCZ galt vor der Saison als Spitzenteam, was in der oberen Tabellenhälfte stehen sollte. Es kam alles anders. Am Ende der Saison stürmten Fans die Katakomben, vor allem die Besitzer des Vereins, Heliane und Ancillo Canepa, standen im Zentrum der Kritik. Der Abschied erschien zunächst wie eine Katastrophe, die den Verein in eine tiefe Existenzkrise manövrierte.
Doch es kam anders. Der FC Zürich nutzte das Jahr in der zweiten Liga der Schweiz, der „Challenge League“, um sich selbst zu konsolidieren. Fans und Verein kamen sich wieder nahe. In der „Challenge League“ läuft nämlich bei Weitem nicht alles so professionell wie in der „Super League“. Kleinere Stadien, echte Atmosphäre, echtes Bier und vieles mehr sorgten für ein trotz der unglücklichen Umstände gelungenes Jahr beim FC Zürich. In der zweiten Liga lief es gut. Der Aufstieg war nie ernsthaft gefährdet und gelang letztendlich souverän mit nur drei Niederlagen. In der Europa League stand zwar am Ende das Aus in einer Gruppe mit dem FCZ Villarreal, Steaua Bukarest und Osmanlispor, dennoch sammelte der Verein interessante Erfahrungen.
Nun lässt sich nach der Saison 2017/2018 sagen: Die Rehabilitation ist dem Verein und auch den Besitzern Canepa durchaus gelungen. In der ersten Saison nach dem Aufstieg standen Platz vier und der Pokalsieg, der für die direkte Europa-League-Qualifikation sorgte. In der aktuellen Spielzeit läuft es auch bereits wieder recht gut. Nach elf Spieltagen steht die Mannschaft mit 17 Punkten auf Platz 3, Thun ist mit 18 Punkten Zweiter. Der Erste, die Young Boys Bern, sind hingegen bereits jetzt wieder dem Rest der Liga weit enteilt. Diese stehen mit 28 Punkten auf Platz eins. Die Meisterschaft scheint in dieser Saison also noch nicht möglich zu sein. Möglich wäre aber Platz zwei, der immerhin eine Chance auf die Champions League bedeuten würde. Es wäre der nächste Schritt auf dem Weg zurück zur internationalen Klasse.
Der aktuelle Kader enthält einige interessante Spieler. Der 20-jährige Rechtsverteidiger Kevin Rüegg gilt als ein großes Talent auf seiner Position. Mit vier Millionen Euro hat er den höchsten Marktwert im Kader. In dieser Kategorie kann der FC Zürich nicht einmal im Ansatz mit Bayer 04 Leverkusen mithalten. Leverkusen hat einen Gesamtmarktwert in Höhe von 404,25 Millionen Euro, der Schweizer Club in etwa 21,5 Millionen Euro. Bayers Kader ist somit in etwa 19-mal so wertvoll wie der des FCZ. Unterschätzen sollte die „Werkself“ ihren Gegner dennoch nicht. In der Gruppenphase der Europa League konnten der Schweizer Club bisher beide Partien für sich entscheiden. Sowohl gegen Larnaka, als auch gegen Ludogorets gab es einen 1:0-Sieg. Die Defensive der Schweizer muss Bayer also erstmal knacken. Leverkusen geht als Favorit in die Partie, es wäre allerdings nicht die erste Überraschung, die dem FC Zürich in den letzten zwei Jahren gelungen wäre, wenn es einen Heimsieg gäbe.
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