30 Jahre Kung-Fu-Cantona: Größter Skandal der Premier League
Eine solche Szene hatte die 1992 gegründete Premier League bis dahin noch nicht und seitdem nie wieder gesehen: Eric Cantona von Manchester United trat in Kung Fu-Manier den Zuschauer Matthew Simmons – am 25. Januar jährte sich der Skandal-Akt beim PL-Spiel im Selhurst Park Stadium von Crystal Palace gegen United (1:1) im Londoner Süden zum 30. Mal. Das Portal Fussballdaten.de erzählt die irrste Story der Premier League mit Sprüchen.
Vor ein paar Jahren blickte Eric Cantona auf seine Fußballkarriere zurück. Und der verrückte Franzose wäre nicht er selbst gewesen, wenn die Szene vom 25. Januar 1995 nicht auch sein ganz persönliches Highlight gewesen wäre.
„Ich hatte viele tolle Momente in meiner Karriere, aber der beste war, als ich den Hooligan getreten habe“, zeigte Cantona wenig Einsicht.
Den „Hooligan“, den er um trat, weil er angeblich gallische Schimpfwörter ohne englische Übersetzung in seine Richtung gebrüllt hatte, während Cantona nach einem Platzverweis nach Foul an Palace-Abwehrspieler Richard Shaw vom Platz stapfte.
Was Simmons wirklich gesagt hat, haben wir nicht schriftlich. Seine Anwälte bestritten die Cantona-Version mit Beleidigungen gegen ihn und seine Mutter später vehement. Klar.
Simmons erreichte wenige Sekunden nach Cantonas Roter Karte die Bande. Umfassungszäune gab es in britischen Stadien seit dem Taylor-Report von 1993 nicht mehr.
Cantona ging nicht vorbei. Er sprang urplötzlich hoch, trat Simmons im Stile eines Kung-Fu-Kämpfers und stürzte sich auf ihn. „Der Kerl hat meine Mutter beleidigt“, begründete Erich Cantona später vor Gericht den Ausraster, „das konnte ich nicht durchgehen lassen.“
- Der historische Tritt brachte Cantona eine Sperre bis Saisonende ein, die später von der FA bis zum 1. Oktober 1995 verlängert wurde.
Richter zu Kung Fu Cantona: „Er ist ja noch nicht mal Engländer!“
- Manchester United verpasste ohne Cantona die Titelverteidigung in der Premier League.
- 11.000 Pfund, umgerechnet fast 15.000 Euro Geldstrafe musste Cantona bezahlen, er entging nur knapp einer zweiwöchigen Haftstrafe.
Vor Gericht war man es ratlos. „Was ich nicht verstehe ist, wie ein Franzose für Manchester United spielen kann. Er ist ja noch nicht mal Engländer“, sagte Lord Richter Denning im anschließenden Verfahren über Cantona.
Offenbar hatte der Jurist einen tätlichen Angriff auf einen Zuschauer eher einem englischen Spieler zugetraut…
„Seemöven hinter einem Frachter“ – Cantona-Chinesisch in Reinform
Cantona trat auf einer Pressekonferenz im Herbst 1995 noch mal nach. Im Cantona-Chinesisch nahm er sich die die englische Boulevardpresse vor, die er als eine „Horde von Seemöwen, die hinter einem Frachter herfliegt, weil sie glaubt, Sardinen aufschnappen zu können“, titulierte.
Ein Philosoph. „Ich wollte irgendetwas sagen. Es sollte zwar etwas bedeuten, aber ich weiß nicht genau, was“, lieferte Cantona später eine Erklärung, mit der wir nicht wirklich was anfangen können. Wahrscheinlich war es aus der Reihe „Los, sagen Sie irgendwas? Tja, was soll ich denn sagen?“
So unberechenbar Cantona in der Szene mit Simmons agierte, so plötzlich kam auch sein Karriere-Ende. 1997 warf er bei Manchester United nach dem verpassten Champions-League-Finale in, als „Fußballgott“ Jürgen Kohler im Halbfinale in Old Trafford (0:1) im Liegen gegen ihn klärte. Auch das ist eine Szene mit Cantona, die Kultstatus hat.
David Beckham erklärt das Prinzip Erich so: „Er ist ein ruhiger Mann, dieser Eric Cantona. Aber er ist auch ein Mann, der wenig Worte macht…“