WM Katar 2022

Der letzte Kampf der goldenen Generation – WM-Vorschau: Wales

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Die Weltmeisterschaft 2022 in Katar wird für Wales in vielerlei Hinsicht ganz besonders speziell werden. Einerseits, weil das knapp 3,2 Millionen Einwohner reiche Land nach 1958 erst zum zweiten Mal überhaupt an einer WM-Endrunde teilnimmt. Andererseits, weil es wohl das letzte große Turnier von Superstar Gareth Bale sein wird. In Gruppe B wollen die Waliser sich gegen England, die USA und den Iran zumindest noch einmal teuer verkaufen.

Mythos Wales 2.0?

Die kleine Nation westlich von England hat zwar in den vergangenen Jahrzehnten nie an einer WM teilgenommen. Bei der Europameisterschaft hingegen feierte man in der jüngeren Vergangenheit beeindruckende Erfolge. 2016 führte ein sensationeller Lauf die Waliser bis ins Halbfinale. Fünf Jahre später erreichten sie zumindest das Achtelfinale. Der Mythos Wales soll in Katar nun wieder zum Leben erweckt werden.

Ansätze davon hat man bereits in der Qualifikation gesehen. In einer anspruchsvollen Gruppe mit Belgien und Tschechien verlor Wales nur ein Spiel und sicherte sich hinter den ungeschlagenen Belgiern Platz zwei. In den Playoffs schaltete die Mannschaft um Star-Spieler Gareth Bale in der Folge erst Österreich (2:1) und dann die Ukraine (1:0) aus. Die spielerischen Defizite glich der Außenseiter Wales jeweils mit enormer Einsatzbereitschaft und Leidenschaft aus.

Star-Spieler: Gareth Bale

Die WM 2022 könnte die letzte für Bale sein. Foto: Laurie Dieffembacq/BELGA MAG/AFP via Getty Images

Der ehemalige Madrilene Gareth Bale ist der unangefochtene Star und Kapitän der Mannschaft. Mit seinen 33 Jahren geht der Flügelstürmer zwar schon dem Ende seiner Laufbahn entgegen, doch er bringt immer noch Qualitäten mit, die ihn zu einem der besten Spieler im Turnier machen. Bale ist ein Spieler, der den Unterschied ausmachen kann.

Das hat man nicht zuletzt im Meisterschaftsendspiel der MLS gesehen. Dort erzielte Bale für seinen Klub Los Angeles FC in der achten Minute der Nachspielzeit der Verlängerung den Ausgleich zum 3:3. Wenig später durfte er dann den Sieg im Elfmeterschießen und damit die Meisterschaft bejubeln. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass Bale immer dann zur Höchstform aufläuft, wenn er mit dem Herzen dabei ist – und die walisische Nationalmannschaft ist für ihn zweifelsfrei eine Herzensangelegenheit.

So könnten sie spielen:

Foto: Michael Steele/Getty Images. Design: Maximilian Dymel/Fussballeck.

Statistik gegen Gruppengegner

Wales spielte in der Geschichte zweimal gegen den Auftaktgegner aus den USA. Die Bilanz spricht gegen die Mannschaft von Robert Page: Das letzte Spiel im Jahr 2020 endete 0:0, die erste Partie zwischen den beiden Teams gewannen die Amerikaner 2003 mit 2:0.

Deutlich besser ist die Statistik gegen den Iran: ein Spiel, ein Sieg. Der Knackpunkt: Der 1:0-Erfolg beim zweiten Gruppengegner liegt über 44 Jahre zurück.

Auf die benachbarten Engländer traf Wales ganze 103 Mal. Nur 14 Spiele konnten die Waliser gewinnen, 68 Duelle gingen an die „Three Lions“. 21 Begegnungen endeten unentschieden.

Viel Erfahrung, ein Newcomer und ein Systemspieler

Ein Großteil der Mitspieler, die Bale unterstützen sollen, befinden sich ebenfalls schon im fortgeschrittenen Alter. Insbesondere im Mittelfeldzentrum bietet Trainer Robert Page mit Joe Allen (32) und Aaron Ramsey (31) zwei Spieler auf, die zwar über viel Erfahrung verfügen, aber gleichzeitig auch nicht mehr unbedingt an die Leistungen früherer Tage anknüpfen können.

Ein junger Spieler, der sich bei der WM in den Vordergrund spielen könnte, ist Neco Williams. Der 21-jährige Rechtsverteidiger, der in der Nationalmannschaft im 3-4-3-System zumeist auf dem linken Flügel zum Einsatz kommt, war beim 1:0-Erfolg gegen die Ukraine im Playoff-Finale einer der entscheidenden Akteure. Der vielversprechende Youngster stand vor seinem Wechsel zu Nottingham Forest beim FC Liverpool unter Vertrag und absolvierte dort bereits 33 Pflichtspiele.

Mit Flügelstürmer Daniel James und Innenverteidiger Ben Davies haben die Waliser außerdem zwei weitere Spieler von gehobenem Premier League-Niveau in ihren Reihen. Im Sturmzentrum ist Kieffer Moore gesetzt. Der 30-Jährige vom AFC Bournemouth ist zwar kein herausragender Knipser, hat aber dennoch eine große Bedeutung für das Spiel der Waliser. Der kopfballstarke 1,95-Meter-Hüne fungiert als Wandspieler und reißt dabei immer wieder Lücken für die Tempoläufe von Bale oder James auf.

Einstellung muss stimmen

In der UEFA Nations League gab Wales zuletzt kein gutes Bild ab. Gegen die Niederlande, Belgien und Polen holte man in sechs Spielen lediglich einen Punkt. Allerdings ist fraglich, wie ernst die Mannschaft diese Begegnungen wirklich genommen hat. Dass die Waliser in den wichtigen Spielen da sind, haben sie bei den letzten beiden Europameisterschaften, aber auch während der WM-Qualifikation gezeigt. Einige Spieler haben ihren Zenit mittlerweile aber womöglich bereits überschritten. Das Zeitfenster der goldenen Generation schließt sich allmählich.

Letztendlich wird es auch wieder auf die altbekannten Tugenden ankommen: Kampf, Leidenschaft und Stolz. Wenn die Einstellung stimmt, ist dem 19. der FIFA-Weltrangliste durchaus der Einzug ins Achtelfinale zuzutrauen. Das Auftaktspiel gegen die USA wird gleich besonders wichtig werden. Denn die Amerikaner gelten auf dem Papier als Favorit auf Platz zwei in der Gruppe.

Prognose: Außenseiterchancen aufs Achtelfinale

Autoren: Julian Hickel, David Seddig, Maximilian Dymel

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